Innovation in der Landwirtschaft: Marktführer John Deere arbeitet mit Startups zusammen

Um Mitbewerbern immer einen Schritt voraus zu sein, ist die Auseinandersetzung mit innovativen Technologien unerlässlich. John Deere, der weltweit größte Landmaschinenhersteller, hat das bereits vor vielen Jahren erkannt. Business Strategie Manager Torsten Klimmer sowie Public Relations Manager Ralf Lenge vom Standort Mannheim geben uns im Interview Einblicke in die Zusammenarbeit mit Startups.


Wie kam es dazu, dass sich die Firma John Deere schon frühzeitig entschieden hat, mit Startups zusammenzuarbeiten?

Klimmer: Startups haben den Vorteil, dass sie im Vergleich zu großen Unternehmen besonders agil sind und über sehr innovative Technologien für spezielle Anwendungsfälle verfügen. John Deere zeichnet sich demgegenüber durch ein sehr umfangreiches Portfolio aus. Hinzu kommt, dass wir eine starke Verkaufs- und Marketingorganisation mit einem flächendeckenden Vertriebsnetz haben. Beide Seiten profitieren auf diesem Wege – eine klassische Win-Win-Situation!

Aus welchen Bereichen kommen die Startups, mit denen Sie kooperieren?

Lenge: Wir verkaufen nicht nur Stahl und Eisen, sondern Intelligenz. Digitalisierung spielt für uns deshalb eine entscheidende Rolle. Wir schauen uns z. B. Startups in den Bereichen agronomische Sensorik und Maschinenautomatisierung an sowie junge Firmen, die mit Drohnentechnologie arbeiten. Unser langfristiges Ziel ist es, Landwirten zu ermöglichen, jede einzelne Fläche, Teilfläche oder sogar Pflanze spezifisch zu behandeln – Präzisionslandwirtschaft auf die Spitze getrieben! Dabei geht es darum, den Pflanzen genau das zu geben, was sie benötigen und Produktionsmittel zu sparen. Ein weiteres großes Thema ist der Umweltschutz. Düngemittel zu reduzieren und somit die Natur zu entlasten, ist ein Ziel, dass die Gesellschaft von der Landwirtschaft fordert. Für uns wird daraus ein Treiber von Entwicklung.

Klimmer: In diesem Zusammenhang spielt auch die Dokumentation eine immer größere Rolle. Der Verbraucher möchte wissen, wie und wo seine Lebensmittel produziert werden. Hier kann die Digitalisierung dabei helfen, festzuhalten, was der Landwirt auf seinen Feldern macht und somit einen Qualitätsnachweis zu erstellen.

Wie erleichtern intelligente Maschinen ganz praktisch den Alltag der Landwirte?

Lenge: Auf ein und demselben Feld kann die Bodenqualität sehr unterschiedlich sein. Um den optimalen Ertrag zu erzielen, müssen Sie in bestimmten Bereichen mehr düngen. Mit einem intelligenten Fahrzeug ist das kein Problem. Sie können anhand von verschiedenen Parametern, die sie vorher messen, feststellen wie der Boden und der Ernährungszustand der Pflanzen aussehen. Der Betriebsleiter legt anschließend fest, wie viel er auf den Teilflächen düngen lassen will. Anhand einer integrierten Applikationskarte weiß der Traktor bzw. der Düngerstreuer, wie viel in den verschiedenen Bereichen ausgebracht werden muss. Wir setzen uns dafür ein, diese Arbeitsweise in der Praxis noch stärker zu verankern.

Können Sie uns ein wenig mehr über eine Ihrer Startupkooperation berichten?

Klimmer: Gern. Eines von mehreren Beispielen ist die Firma Solorrow aus Darmstadt. Mit dem Unternehmen arbeiten wir im Bereich digitale Technologie zusammen. Solorrow stellt eine mobile App bereit, mit der sich anhand von Satellitendaten eine Ausbringkarte z.B. für Düngemittel erstellen lässt. Im John Deere Operations Center, unserer Einsatzzentrale, kann die Karte angezeigt und bearbeitet werden. Sie wird dann automatisch an die Landmaschine geschickt und steuert diese.

Eine andere Kooperation läuft mit der Firma Taranis. Hier geht es um Satellitenbilder, alternativ aber auch um Drohnenaufnahmen. Dem Startup ist es gelungen, Pilzbefall sowie schädliche Insekten zu erkennen und eine Pflanzenschutzspritze zur Bekämpfung anzusteuern.

 

Business Strategie Manager Torsten Klimmer und Public Relations Manager Ralf Lenge

Wie stellen Sie den Kontakt zu Startups wie Solorrow und Taranis her?

Klimmer: Wir veranstalten einmal im Jahr eine große Konferenz unter dem Titel „Develop with Deere“ zu der wir Firmen aus dem Bereich Digitalisierung einladen. Die Firmen können sich vorstellen und die Möglichkeiten näher kennenlernen, die unser Operations Center bietet.

Wir haben aber auch ein eigenes Startup Collaborator Programm, mit dem wir gezielt auf Startups zugehen. Eine dritte Möglichkeit ist es für uns, mit Firmen wie Ambivation zusammenzuarbeiten und darüber weitere Startups kennenzulernen.

Was ist der nächste Schritt, wenn Sie eine Kooperation eingehen?

Lenge: Wir initiieren Pilotprojekte, bei denen wir Technologien testen können. Dazu nutzen wir sogenannte ausgewählte landwirtschaftliche Betriebe, auf denen wir direkt im Feld Tests vornehmen können. Anschließend entscheiden wir, in welchem Umfang eine Kooperation sinnvoll ist. Entweder bieten wir das Produkt des Startups über unsere Kanäle an oder wir gehen eine tiefere Partnerschaft ein, indem wir in die Firma investieren oder eine gemeinsame Technologie entwickeln.

Wie gehen Sie mit den Risiken um, die eine Kooperation mit einem Unternehmen, das noch nicht lange am Markt ist, mit sich bringt?

Klimmer: Wir nehmen eine sehr umfangreiche technische Prüfung des Produkts vor. Zudem schauen wir uns die Firmenstruktur und die Wirtschaftlichkeit an. Und nicht zuletzt stellen wir unseren Startups von Beginn an Mentoren zur Seite, die sie beraten und unterstützen.

Kontakt

Webseite: www.deere.de

LinkedIn:

Ralf Lenge

Torsten Klimmer

Über Ambivation

Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.