Gamification: Startup ByteBuzzer unterstützt DB Regio AG Südost spielerisch beim Erheben von Kundenfeedback

Das Dresdner Startup ByteBuzzer gibt es erst seit 2019. Seit 2020 kooperiert es bereits mit der Deutschen Bahn. Gelungen ist dies den Gründern Ludwig Gawer und Robert Klikics mit ihrer Software tucatap. Diese hilft mittelständischen Unternehmen und Konzernen, auf spielerische Weise Feedback von ihren Kunden einzuholen. Dabei greift das Startup gezielt auf Nutzungserfahrungen aus Social Media sowie auf Gamification zurück. Im Interview berichtet Ludwig Gawer, wie tucatap funktioniert und welchen Mehrwert das Tool Kunden wie der Deutschen Bahn bietet.

Ludwig, wie seid ihr auf die Idee zu tucatap gekommen?

Wir haben festgestellt, dass viele große Unternehmen beim Thema Marktforschung Schwierigkeiten haben, mit ihren Kunden zu interagieren. Das wird zum Beispiel deutlich, wenn im Rahmen der Marktforschung lange Fragebögen ausgeteilt werden, die im Grunde alle gleich aussehen. Unternehmen geben viel Geld aus, um Feedback von ihren Kunden zu erhalten, aber die User Experience ist schlecht. Es macht keinen Spaß, solche Dokumente auszufüllen und dementsprechend niedrig ist die Motivation, teilzunehmen.

Solche Fragebögen kennen sicher viele unserer Leserinnen und Leser.

Hinzu kommt, dass es schwierig ist, bspw. von 500 Teilnehmenden auf 800.000 Kunden in ganz Deutschland zu schließen. Wenn Unternehmen Infrastrukturmaßnahmen im Millionenbereich planen, müssen sie sich aber auf die Ergebnisse verlassen können. Unternehmen suchen deshalb nach Möglichkeiten, um mehr Feedback zu erhalten.

Was sie tatsächlich brauchen, ist das Gegenteil von langen Fragebögen für einige wenige Teilnehmer, nämlich punktuelles Feedback zu spezifischen Fragen von einer großen Masse. Wenn ich mich z. B. mit etwa 10 Prozent meiner Kunden über ein bestimmtes Thema ausgetauscht habe – im Beispiel also 80.000 statt nur 500 – kann ich viele genauer sagen, ob eine Maßnahme in Zukunft gut ankommen wird.

Wie sieht eure Lösung aus?

Wir bieten Kunden mit tucatap deshalb Stories an, ähnlich wie man sie von Instagram und Facebook kennt. Mit diesen können wir einerseits unterhalten und informieren und andererseits Daten erfassen. Das heißt, die Nutzer scannen einen QR-Code ein und werden dann zu einer Abfolge von Bildern geleitet. Mit konkreten Fragen zur aktuellen Nutzungserfahrung werden die Kunden direkt in ihrem Alltag abgeholt. Per Klick auf Emojis, können sie ihre Meinung sagen. Je nach Antwort erscheinen dann verschiedene weitere Bilder mit Fragen. Das unterscheidet unser Tool von den Stories auf Social Media. Im Hintergrund können wir verschiedene Pfade entwickeln, sodass die Stories, die die Teilnehmenden sehen und beantworten, sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln.

Unsere Lösung ist übrigens browserbasiert. Das heißt, jeder kann sich ohne weitere Voraussetzungen, wie eine Registrierung oder eine App, auf dem Handy durch die Stories klicken.

Mit tucatap habt ihr bereits die Deutsche Bahn überzeugt. Wie ist euch das gelungen?

Zum Schutz der Reisenden hat die Deutsche Bahn verschiedene Corona-Maßnahmen eingeführt: Abstand, Desinfektion, kontaktloses Ticket und vieles mehr. Unsere Aufgabe war es herauszufinden, wie diese Maßnahmen bei den Kunden ankommen.

Wir haben Bahnkunden der S-Bahn Dresden mit tucatap eine Woche lang spielerisch gezeigt, was die Deutsche Bahn in Hinblick auf Corona unternimmt. Eine unserer Fragen war z. B. „Wusstest du, dass die Luft in der Bahn 6 Mal pro Stunde ausgetauscht wird?“ Viele haben angegeben, dass ihnen das bisher nicht bekannt war. Anschließend fragten wir „Fühlst du dich jetzt sicherer?“ Und tatsächlich haben die meisten Teilnehmenden darauf mit „Ja“ geantwortet. Der Deutschen Bahn hat unsere Erhebung gezeigt, wie wichtig es ist, solche Maßnahmen frühzeitig zu kommunizieren.

Wie habt ihr bei der Deutschen Bahn den Fuß in die Tür bekommen?

Wir haben an einem Call der DB Mindbox teilgenommen und uns gegen 120 Startups durchgesetzt. Die DB Mindbox ist die Innovationsschmiede der Deutschen Bahn in Berlin. Mithilfe des Startup-Programms möchte der Konzern Innovationen vorantreiben. Unseren Testcase durften wir mit DB Regio AG Südost durchführen. Ziel war es, innerhalb von 100 Tagen zu beweisen, dass unsere Lösung funktioniert. Das Team der DB Regio AG Südost hat uns dabei sehr gut unterstützt und in kurzer Zeit vieles möglich gemacht. Am Ende konnten wir überzeugen.

Einige unserer Leser und Leserinnen sind mit sozialen Netzwerken und insbesondere Stories nicht so vertraut. Wie könnt ihr sie dennoch unterstützen?

Unsere Kunden haben die Wahl, die Stories selbst zu erstellen, wenn sie Marketing-Mitarbeiter haben, die in dem Bereich fit sind. Für diese Unternehmen bieten wir einen virtuellen Baukasten an. Für alle, die sich mit dem Thema gar nicht auskennen, übernehmen wir die Content Creation und das Datenmanagement.

Kontakt

Webseite: tucatap.com

LinkedIn: Ludwig Gawer

Über Ambivation

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