Von Kundendienst bis Produktion: BSH Startup Kitchen öffnet Startups den Weg in die Industrie der Haushaltsgeräte

„Wir sind Startup-affin“ – beim Thema Innovation setzt BSH ganz bewusst auf erfolgreiche Startups und ihre Lösungen. Mit der konzerneigenen Venture Client Einheit „BSH Startup Kitchen“ geht das Tochter-Unternehmen von Bosch seit 2019 gezielt Kooperationen ein, um smarte Lösungen in neue Produkte und digitale Services zu integrieren. Co-Founder und Venture-Partner Lars Roessler koordiniert die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen BSH-Abteilungen und Startups aus aller Welt. Wir haben uns mit ihm über seinen spannenden Job unterhalten und erfahren, warum Startups die Haushaltgeräte-Industrie auf keinen Fall unterschätzen sollten.

Lars, wie seid ihr darauf gekommen, die BSH Startup Kitchen zu gründen?

In der Digital Business Unit von BSH beschäftigen wir uns tagtäglich mit Innovationen – auch solchen, die sich gerade erst bilden und noch nicht auf dem Markt etabliert sind. Mit der BSH Startup Kitchen haben wir die Möglichkeit, solche Entwicklung in einem stringenten, schnellen und effizienten Prozess bei uns zu integrieren.

Hattet ihr zuvor keine Projekte mit Startups?

Doch, es gab bereits einige Kontakte in die Startup Szene. Es hat sich aber gezeigt, dass es für die Gründer oft schwierig war, die richtigen Ansprechpartner zu finden, um ihre Lösungen erfolgreich zu platzieren. Als BSH Startup Kitchen können wir die Community jetzt mit einer einheitlichen Message adressieren und für Gründer die beste interne Anlaufstelle finden. Das ist in einem großen, internationalen Unternehmen wie BSH extrem wichtig.

Wie beginnt der Kooperationsprozess?

Als Vermittler zwischen Startups und BSH bin ich mit Mitarbeitern auf der ganzen Welt in Kontakt. Meine Aufgabe ist es, Probleme zu identifizieren, die wir alleine nicht bewältigen können, und nach externen Lösungen zu suchen. Haben wir ein Startup gefunden, das infrage kommt, starten wir im ersten Schritt ein gemeinsames Pilotprojekt. Wir kaufen die Lösung für diesen Zweck und lassen sie durch unsere Experten validieren. Parallel erhalten die Startups bei uns ein Coaching, um mehr über unsere Prozesse und Herangehensweisen zu erfahren.

Mit wie vielen Startups arbeitet ihr aktuell zusammen?

Wir haben 2019 mit 15 Startups aus Deutschland, Israel, Kanada, Großbritannien, Schweden und den USA Projekte durchgeführt und arbeiten aktuell auch weiter mit diesen zusammen.

Kannst du uns etwas mehr zu einem Kooperationsbeispiel berichten?

Gerne! Gemeinsam mit dem schwedischen Startup Mavenoid ist es uns z.B. gelungen, den Selbsthilfe-Bereich auf unserer Webseite zu optimieren. Angenommen, du hast ein Problem mit deiner Waschmaschine. Auf der Anzeige steht ein Fehler-Code, z.B. E507. Nach kurzer Google-Recherche landest du dann höchstwahrscheinlich auf der Online-Hilfe-Seite von Bosch.

Das Team von Mavenoid hat dafür eine auf Algorithmen basierende Lösung entwickelt und an unsere Zwecke angepasst. Ziel war es, die Art und Weise, wie der Kunde von der Fehlerbeschreibung zur Lösung geleitet wird, zu verbessern. In Rahmen des Pilotprojektes in England konnten wir anhand echter Kundenanfragen zu defekten Waschmaschinen überprüfen, ob sich die Fehlerbehebungsrate erhöht. Und so war es dann auch!

Das klingt super. Wie geht es für das Startup anschließend weiter?

Im nächsten Schritt bereiten wir einen Großauftrag vor. Dafür müssen wir eine Ausschreibung machen, auf die sich auch andere Unternehmen bewerben können. Das Startup als vorevaluierter Anbieter ist in dem Auswahlprozess aber sehr gut positioniert und darf sich über einen gewissen Vorsprung freuen. – Es hat schon in einer echten Umgebung bewiesen, dass seine Lösung funktioniert.

Für die Startups sind solche Großaufträge sicher sehr lukrativ.

Das stimmt! Mit der Hausgeräteindustrie stehen wir normalerweise nicht im Rampenlicht. Viele Gründer denken bei ihren Lösungen eher an die Automobilindustrie oder an die Luft- und Raumfahrttechnik. Dabei wird in unserem Bereich im Vergleich zur Automobilindustrie etwa das 20-fache an Geräten verkauft. Als größter europäischer Haushaltsgeräte-Hersteller bieten wir ein extrem hohes Skalierungspotential, sofern die Validierung positiv verläuft. Zudem sind wir an langfristigen Partnerschaften interessiert und stellen keinen Anspruch auf Exklusivität. Die Gründer können ihre Lösungen also auch an andere Marktteilnehmer verkaufen.

Hast du zum Schluss noch einen Tipp für etablierte Unternehmen, die sich für Startups interessieren?

Ja. Man muss sich ganz klar sein, was man erreichen möchte und dafür das richtige Vehikel aussuchen. Wer innovative Technologien für sein Unternehmen erschließen will, für den sind Partnerschaften, wie wir sie mit unserem Venture Client Modell eingehen, ein extrem ressourcen-effizienter Weg. Hätten wir investiert, wären vielleicht drei kleine oder ein größeres Investment möglich gewesen – so konnten wir mehr als 15 Kooperationen eingehen, in Bereichen, die für BSH wirklich wichtig sind.

Kontakt

Website: https://www.bshstartupkitchen.com/

LinkedIn: Lars Roessler

Über Ambivation

Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.