Reparieren statt entsorgen: Startup Repair Circle unterstützt etablierte Unternehmen bei Reparatur elektronischer Geräte

Viele Menschen wären durchaus bereit, elektronische Geräte länger zu nutzen, statt direkt neu zu kaufen, wenn eine Generalüberholung oder Reparatur unkompliziert möglich ist. Leider war es für Unternehmen und Privathaushalte bisher oft recht mühevoll, passende Werkstätten in der eigenen Region zu finden. Das Startup Repair Circle möchte das ändern und unterstützt etablierte Unternehmen bei der Zusammenarbeit mit regionalen Serviceanbietern. Im Interview berichtet Gründer Mohan raj Ramadoss, wie das funktioniert und was ihn persönlich antreibt.

Mohan, wie kam es zur Gründung von Repair Circle und was motiviert dich persönlich besonders?

Die Idee zu Repair Circle entstand aus meiner eigenen Erfahrung. Ich hatte Schwierigkeiten, eine geeignete Reparaturmöglichkeit in Berlin zu finden, nachdem mein Handy kaputt gegangen war. Frustriert kaufte ich schließlich ein neues Telefon. Das brachte mich dazu, das Schicksal alter Telefone und der darin enthaltenen wertvollen Materialien zu hinterfragen.

Angetrieben von dieser Erkenntnis erforschte ich die gesamte Smartphone-Wertschöpfungskette und schrieb eine Diplomarbeit über Smartphones und Kreislaufwirtschaftsmodelle. Diese Reise führte mich während eines vom Impact Hub Berlin organisierten Hackathons zur Kreislaufwirtschaft schließlich zu Nikki, meiner Mitgründerin.

In diesem kollaborativen Umfeld nahm das Konzept von Repair Circle Gestalt an, das sich mit den Herausforderungen kleinerer elektronischer Reparaturen befasst und zu einem nachhaltigeren, zirkulären Ansatz bei der Reparatur elektronischer Geräte beitragen soll.

Was motiviert mich? Ich möchte etwas für die Gemeinschaft tun, der ich angehöre. Ich freue mich sehr, wenn ich Menschen direkt vor Ort bei der Reparatur ihrer Geräte helfen kann und weiß, dass ich damit einen kleinen positiven Einfluss auf ihr Leben sowie die Umwelt habe.

Wie habt ihr eure ersten Kunden gewonnen? Und wer war das?

Um unsere Hypothese zu testen, erstellten wir eine SEO-optimierte Website mit Landing Page. Alle unsere bisherigen Kunden wurden organisch über Webbrowser und persönliche Netzwerke gewonnen.

Kannst du für unsere Leser mal genauer beschreiben, wie eure Plattform funktioniert?

Repair Circle ist eine Online-Plattform, die Menschen, die auf der Suche nach elektronischen Reparaturen sind, mit lokalen Reparaturwerkstätten und Hobbytechnikern zusammenbringt. Wir wollen die Lebensdauer elektronischer Geräte verlängern, indem wir den Prozess digitalisieren und es so für unsere Nutzer bequem sowie leicht zugänglich machen, ihre Geräte vor Ort reparieren zu lassen.

Momentan befinden wir uns noch in der Testphase, in der wir uns auf Laptops im B2B-Bereich und andere kleine elektronische Reparaturen wie Staubsauger, oder Haartrockner konzentrieren. Für B2C bieten wir unseren Nutzern, sobald wir eine Anfrage erhalten, die bestmöglichen Reparaturoptionen an, bei denen sie auf der Grundlage von Preis, Nähe, Verfügbarkeit von Ersatzteilen usw. vergleichen und auswählen können. Zudem unterstützen wir sie während des gesamten Prozesses, von der Abholung bis zur Lieferung, sodass die Reparatur so einfach ist wie ein Neukauf.

Unser Schwerpunkt bei Ambivation liegt auf der Zusammenarbeit zwischen Startups und etablierten Unternehmen. Gibt es bei euch ein Kooperationsprojekt, über das du uns etwas mehr erzählen kannst?

Ja. Als wir unsere Hypothese testeten, bekamen wir eine Anfrage von einer Nichtregierungsorganisation namens Kiron, die Unterstützung bei der Erneuerung ihrer Büro-Laptops brauchte. Als B2B-Pilotkunde haben wir Kiron von der Beschaffung der Geräteliste über die Diagnose, die Kommunikation mit der Reparaturwerkstatt bis hin zur Logistik unterstützt.

Für die Reparaturwerkstatt übernahmen wir die gesamte Kommunikation, damit sie sich neben der Gewinnung neuer Kunden auf die Reparatur der Geräte konzentrieren konnte. Wir haben den Prozess also für beide Seiten vereinfacht. Neben der Verringerung der CO2-Emissionen hat Kiron auch Geld und Zeit gespart: Wir schätzen, dass ein Vollzeitmitarbeiter etwa 3 Arbeitstage benötigt.

Wie habt ihr das Team von Kiron kennengelernt?

Wir sind Mitglieder der Impact Hub Berlin Community. Über den Slack-Channel posten wir regelmäßig neue Updates. Die Anfrage kam durch dieses Netzwerk zustande.

Gab es besondere Herausforderungen, die ihr im Rahmen der Kooperation bewältigen musstet und wie habt ihr diese gemeistert?

Eigentlich nicht. Der Prozess verlief für alle beteiligten Parteien reibungslos. Wenn ich es mir recht überlege, war nur die Zeit bis zur Genehmigung des Angebots etwas länger, da das Unternehmen einige interne Veränderungen durchlief.

Was war dein wichtigstes persönliches Learning im Rahmen der Kooperation mit Kiron?

Zusammenarbeit! Wir haben verstanden, wie wichtig es ist, zusammenzuarbeiten und offen dafür zu sein, neue Ideen zu testen. Die Logistik hätte auch mit unserem eigenen Fahrzeug durchgeführt werden können, aber wir wollten einen speziellen Logistikpartner „Kiezbote“ testen: Er half uns, die Geräte sicher und umweltfreundlich mit elektrischen Lastenfahrrädern zu transportieren. Dadurch haben wir auch in Hinblick auf die weitere Skalierung unserer Aktivitäten dazugelernt.

Wie würdest du etablierte Unternehmen dazu ermutigen, mit jungen Unternehmen wie Repair Circle zusammenzuarbeiten?

Es gibt viele Unternehmen, die im Bereich des elektronischen Handels mit gebrauchten/überholten Geräten tätig sind. Ich gehe davon aus, dass diese Unternehmen entweder über eigene Reparaturtechniker verfügen oder diese an andere Unternehmen in Deutschland oder in der EU auslagern. Unsere Idee ist es jedoch, das Reparatur-Ökosystem lokal zu halten, was nicht nur die Emissionen reduziert, sondern auch die lokalen Geschäftsinhaber stärkt. Und es gibt nur wenige Unternehmen, die nur generalüberholte Geräte verkaufen, aber nicht eingreifen, wenn ihre Kunden eine Reparatur benötigen. Wir freuen uns darauf, mit diesen etablierten Unternehmen zusammenzuarbeiten und sie bei der Reparatur der Geräte vor Ort zu unterstützen.

Kontakt

Webseite: www.repaircircle.eu

LinkedIn: Mohan raj Ramadoss

Über Ambivation

Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.