Smarte Gebäude und smartes Bauen: Wie IndustrialTech die Immobilienbranche revolutioniert

Wer an Lagerhallen, Gewerbehöfe oder Produktionsstätten denkt, hatte früher meist graue Betonflächen im Kopf – und Prozesse, die auf Papierplänen, Erfahrungswerten und manuellen Routinen beruhten. Doch die Herausforderungen wachsen: Neue und bestehende Gebäude müssen heute genau wie alle Prozesse, die sie betreffen, energieeffizienter, transparenter und vor allem nachhaltiger gestaltet sein. Genau hier setzen IndustrialTech- und PropTech-Startups mit digitalen Lösungen an, die nicht nur das Bauen verändern, sondern auch den Betrieb und die Sanierung bestehender Immobilien revolutionieren.

Ob ESG-konforme Sanierung, automatisiertes Energie-Monitoring oder digitale Zwillinge: Neue Technologien unterstützen Fachkräfte und ermöglichen schnelle, datengetriebene Entscheidungen, vorausschauende Instandhaltung sowie einen deutlich geringeren CO₂-Fußabdruck.

In diesem Beitrag geben wir Ihnen Einblicke zu innovativen Lösungen, die die Baubranche aktuell verändern, und stellen fünf Startups vor, die diesen Wandel aktiv mitgestalten. Sie zeigen, wie Digitalisierung auch mittelständischen Unternehmen helfen kann, ökologische und ökonomische Ziele gleichzeitig zu erreichen.

Vom Bestand zur digitalen Realität: Digitale Zwillinge

Ein digitaler Zwilling ist viel mehr als ein 3-D-Modell. Es ist ein virtuelles Abbild einer Immobilie, das alle Prozesse im Gebäude widerspiegelt und nach Fertigstellung des Hauses in Echtzeit mit Sensordaten verbunden ist. Klima, Energieverbrauch und Sanierungsbedarf sowie vieles mehr können durch digitale Zwillinge erfasst, analysiert und optimiert werden. Die wichtigsten Aspekte sind in diesem Zusammenhang:

  • 24/7 Monitoring: Frühwarnsysteme erfassen Abweichungen, bevor es zu größeren Problemen oder gar Ausfällen kommt.
  • Predictive Maintenance: Wartung findet nicht in festen Intervallen statt, sondern dann, wenn sie entsprechend der Daten wirklich notwendig ist.
  • Simulation & Planung: Energieverbrauch oder Umbau-Szenarien werden berechenbarer, weil man sie vorab digital durchspielen kann.
  • Digitale Steuerung: Prozesse im Gebäude können von überall aus rund um die Uhr gesteuert und optimiert werden, um Kosten zu sparen.

Automatisiertes Monitoring und intelligente Steuerung

IoT steht für „Internet of Things“, auf Deutsch: Internet der Dinge. Gemeint ist, dass ganz unterschiedliche Geräte, Maschinen oder Sensoren über das Internet miteinander verbunden sind und miteinander kommunizieren können.

Dank IoT-Sensorik und vernetzten Systemen können smarte Wohnhäuser oder Gewerbeimmobilien auf ihre Umwelt reagieren:

  • Temperatur, Luftqualität, Luftfeuchtigkeit und mögliche Störungen oder Schäden werden in Echtzeit erfasst, z. B. um die optimalen Bedingungen für bestimmte Produktionsprozesse oder die Lagerung von Produkten sicherzustellen.
  • Das System greift automatisch ein, etwa bei ineffizientem Energieverbrauch und Fehlern, die Mitarbeitenden womöglich gar nicht auffallen, aber Kosten erzeugen.
  • Lastmanagement, intelligente Beleuchtung oder E-Ladeinfrastruktur werden vorausschauend gesteuert, um Risiken zu minimieren und die Effizienz des Unternehmens zu erhöhen.

Gerade bei großen Flächen wie Lagerhallen summieren sich solche Optimierungen schnell zu finanziellen, aber auch ökologischen Vorteilen, die dabei helfen können, den ESGs gerecht zu werden.

Digitale Bestandsanalyse und smarte Sanierung

Die größte Herausforderung für eine möglichst klimafreundliche Immobilienbranche liegt in Deutschland weniger im Neubau, als in der nachhaltigen Sanierung des Bestands. Zahlreiche Startups aus den Bereichen IndustrialTech und Proptech haben auch dafür Lösungen entwickelt. Diese umfassen z. B.:

  • Bestandsdigitalisierung: Gebäude werden mithilfe von Drohnen und Robotern in 3D erfasst, um Sanierungsbedarfe und Potentiale in Hinblick auf PV-Anlagen, Aufstockung u.a. zu ermitteln.
  • ESG-Analysen und Energieaudits: Mit automatisierten Tools lassen sich CO₂-Fußabdrücke genau ausrechnen, ESG-Risiken bewerten und datenbasierte Entscheidungen zur Sanierung treffen.
  • Prozessoptimierung und Baukoordination: Digitale Plattformen sorgen dafür, dass Sanierungen effizienter werden – dank weniger Materialverschwendung und einer schnelleren, besseren Kommunikation zwischen allen Beteiligten, vom Architekten bis zum Bauarbeiter.
  • Modularisierung & Robotik: Automatisierte Systeme und vorgefertigte Bauelemente erleichtern viele Sanierungsprozesse, reduzieren menschliche Fehler und helfen, viele Kosten einzusparen.

PropTech- und IndustrialTech-Startups als Motor für Veränderung

Wenn es um smartes Bauen und smarte Gebäude geht, wandern die Blicke oft zuerst in die USA oder nach Asien. Doch auch in Deutschland und Europa entstehen innovative Startups, die zeigen, dass Hightech für Bau und Betrieb nicht nur aus dem Silicon Valley kommen muss. Zu diesen Treibern des Wandels zählen Unternehmen, die klassische Bau- und Betriebsprozesse digitalisieren, darunter Akteure aus dem Umfeld von Venture-Capital-Initiativen wie vent.io, Insight Partners oder dem World Fund VC.

syte

Das PropTech-Startup syte aus Münster erstellt digitale Zwillinge von Grundstücken und Immobilien durch die intelligente Verknüpfung verschiedener Datentypen. Diese digitalen Abbilder werden mit einer unternehmenseigenen KI kombiniert und ermöglichen so fundierte Aussagen zu Bebauungsmöglichkeiten, Sanierungspotenzialen, Wirtschaftlichkeit und Förderoptionen.

Für Sie als Betreiber bedeutet das: syte erkennt in Sekunden Potenziale für Nachverdichtung, Umnutzung, Sanierung oder Photovoltaik und liefert fundierte Entscheidungsgrundlagen für ESG-konforme Strategien. Früher hätte dieser Prozess Wochen gedauert. Besonders Projektentwickler, Makler und Banken profitieren davon. So setzen z. B. Sparkassen syte bereits zur Bewertung von Sanierungspotenzialen und zur gezielten Portfolioanalyse ein. syte gehört zum Portfolio von vent.io, der CVC-Einheit der Deutschen Leasing AG.

CONSCAN.TECH

Mithilfe von präzisem 3D-Laserscanning und Photogrammetrie ermöglicht das Startup aus Dortmund, die Dokumentation, Kartierung und Schadensaufnahme bei Parkhäusern, Gebäuden der kritischen Infrastruktur und sogar Flughäfen. Die patentierte Technologie von CONSCAN.TECH ist KI-basiert und es kommen je nach Anforderung sowohl Drohnen als auch der CC-Bot, ein mobiles Risserfassungssystem zum Einsatz.

Wenn Sie nicht neu bauen, sondern Ihre Gebäude erhalten und sanieren möchten, können Sie mithilfe von CONSCAN.TECH also alle Flächen scannen lassen und erhalten binnen kürzester Zeit präzise Daten, die Ihnen bei der Entscheidung über die Priorisierung und die Vergabe von Bauleistung helfen.

ConBotics

Ein Mitarbeiter, der flott und zuverlässig arbeitet und nicht mal eine Mittagspause braucht. – Das klingt wahrscheinlich wie ein Traum für viele kleine und mittelständische Handwerksbetriebe. Das noch ganz junge Berliner Startup ConBotics macht genau das möglich.

Im ersten Schritt soll ein Maler-Roboter Unternehmen zukünftig bei der Arbeit unterstützen. Er verfügt über einen Sprüharm und erkennt mithilfe von KI, wo sich Wände, Fenster und Türen befinden. Später soll der Roboter auch weitere Tätigkeiten übernehmen.

Wichtig zu wissen: Der Roboter arbeitet nicht autonom. Aber statt mehrerer Handwerker benötigen Sie dank seiner Hilfe oft nur noch eine Person. Als Nutzer können Sie etwa 50 Prozent der Kosten im Vergleich zu den Ausgaben für einen regulären Mitarbeiter einsparen.

ecoworks

ecoworks ist eines der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Proptechs – auch weil es von Emanuel Heisenberg, dem Enkel des Physik-Nobelpreisträgers Werner Heisenberg gegründet wurde. Das Startup hat sich auf die serielle und nachhaltige Gebäudemodernisierung spezialisiert.

Als Unternehmer können Sie mit ecoworks die energetische Sanierung Ihrer Gebäude durch digitale Planung und industrielle Vorfertigung besonders effizient und ökologisch gestalten.

PlanRadar

Das Wiener Startup PlanRadar hat eine Software für die digitale Baudokumentation sowie das Aufgaben- und Mängelmanagement im Baugewerbe entwickelt. Auf den neuen „papierlosen“ Baustellen können Architekten, Bauleiter und selbst einfache Handwerker alle Bauzeichnungen jederzeit online einsehen und kommentieren.

Wenn Sie selbst Bauunternehmer sind, können Sie die Software also nutzen, um den Austausch zwischen Mitarbeitenden und Subunternehmen zu erleichtern, ihre Effizienz zu steigern und Mängel möglichst zu vermeiden.

Wie Mittelständler und Startups zusammenfinden

Sich mit diesen innovativen Startups intensiver zu beschäftigen, lohnt sich nicht nur für Konzerne, sondern gerade auch für kleine und mittelständische Unternehmen. Digitale Planung und automatisiertes Monitoring von Prozessen und Gebäuden helfen, Risiken zu vermeiden und die eigene Effizienz zu steigern. Die KI-basierte Analyse großer Datenmengen in Echtzeit eröffnet neue Potenziale und steigert mitunter sogar den Wert von Immobilien. Und nicht zuletzt spielen Themen wie CO₂-Reduktion und ESG-Reporting eine immer größere Rolle, wenn es um die Suche nach neuen digitalen Lösungen für smartes Bauen und smarte Gebäude geht.

Viele mittelständische Unternehmen wissen durchaus, dass sie digitaler werden müssen – doch der Einstieg fällt oft schwer. Genau hier kommen Startup-Scouting, Technologietransfer und Corporate Venture Capital ins Spiel. vent.io, die Innovationseinheit und CVC der Deutsche Leasing AG, bringt mittelständische Unternehmen mit innovativen Startups zusammen – finanziell, strategisch und operativ.

Wir von Ambivation unterstützen diesen Prozess, indem wir passende Startups für Innovationsvorhaben identifizieren, analysieren sowie bewerten und die Kooperation je nach Bedarf bis zur Umsetzung erster Pilotprojekte begleiten. Wer jetzt handelt, sichert sich nicht nur technologische Vorteile, sondern positioniert sich langfristig wettbewerbsfähig und nachhaltig am Markt.