Robotik für KMUs: Wie das Startup Unchained Robotics Automatisierung durch Leasing zugänglich macht

Robotik gilt oft noch als Hightech-Thema, das Großkonzernen vorbehalten ist – zu teuer, zu kompliziert, zu exklusiv. Das Startup Unchained Robotics will das ändern. Mit einer digitalen Plattform und einem Baukasten-Prinzip macht das Unternehmen Automatisierung auch für kleine und mittlere Betriebe schnell und einfach zugänglich. Im Gespräch erklärt Mitgründer Mladen Milicevic, wie die Idee entstand, warum der Mittelstand dabei eine zentrale Rolle spielt und welche Bedeutung die Zusammenarbeit mit vent.io – der CVC-Einheit der Deutsche Leasing AG – für die Umsetzung spielt.

 

 
Mladen, wie würdest du im Elevator-Pitch beschreiben, was ihr bei Unchained Robotics macht?
 

Unchained Robotics ist eine One-Stop-Lösung für Automatisierung. Wir bieten die weltweit erste Plattform, die das Suchen, Finden und Integrieren von Robotik einfach und transparent ermöglicht – inklusive technischer Details und Preisen. Die Integration erfolgt über unseren Baukasten namens MalocherBot und dauert in der Regel nur wenige Tage. Unsere Software Luna verbindet dabei alle Systeme miteinander.

 
Du sagst „weltweit“ – in welchen Ländern habt ihr denn aktuell Kunden?
 

Im Moment beliefern wir Kunden in 26 Ländern. Unser Schwerpunkt liegt auf Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Polen. Besonders gefreut hat uns aber, dass wir kürzlich die ersten 20 Roboterarme in die USA liefern konnten. Die meisten unserer Kunden sind produzierende Unternehmen, vor allem in der Metallverarbeitung. Während wir auch mit größeren Firmen mit 500 bis 1.000 Mitarbeitern arbeiten, liegt unser Fokus auf mittelständischen Betrieben mit etwa 50 bis 500 Mitarbeitern.

 
Viele kleine und mittelständische Betriebe nutzen Robotik bisher kaum – weil sie hohe Kosten oder eine komplizierte Integration befürchten. Geht es euch beim Thema Transparenz auch darum, den Robotik-Markt gewissermaßen zu demokratisieren?
 

Absolut. Robotik wird oft als Raketenwissenschaft wahrgenommen – und genau das wollen wir ändern. Das „Unchained“ in unserem Namen steht dafür, eine ganze Branche von überholten Denkmustern zu befreien. Wir möchten Robotik jenseits der Automobilindustrie für den breiten Mittelstand verfügbar machen. Denn der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen – und letztlich auch der europäischen – Industrie.

 
Wie bist du persönlich zu Unchained Robotics gekommen?
 

Ich habe mich schon während meines Studiums mit Prozessoptimierung in Fabriken beschäftigt – damals noch als Freelancer. Danach war ich im Aufsichtsrat eines kleineren Unternehmens und habe unter anderem für die Beijing Automotive Group und Daimler in der Intralogistikplanung gearbeitet. Dort ist mir aufgefallen, wie pragmatisch die Chinesen Roboter integrieren. Ich dachte: Das müssen wir auch machen, wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen. Mein Mitgründer Kevin Freise hatte bereits am Fraunhofer-Institut an Robotik gearbeitet. Wir haben Unchained dann quasi mit dem ersten Kundenauftrag gegründet – nur einen Monat später folgte die erste Investition durch den Technologiefonds OWL.

 
Heute gehört auch vent.io, CVC-Einheit der Deutsche Leasing AG, zu euren Partnern. Was bedeutet diese Kooperation für euch?
 

Sehr viel. Das Team von vent.io hatte uns bereits 2022 kontaktiert, richtig kennengelernt haben wir uns aber erst während einer Finanzierungsrunde 2023. Ich hatte damals schon überlegt, wie wir die Einstiegsbarriere für Robotik weiter senken können. Im Gespräch mit vent.io wurde schnell klar, dass wir gemeinsam einen echten Mehrwert schaffen können – etwa durch den Zugang zur Deutschen Leasing, die für uns ein passendes Leasingmodell entwickelt hat. So konnten wir die Einstiegshürden für unsere Kunden deutlich senken.

 
Wie genau funktioniert das Leasing-Modell?
 

Interessenten können sich auf unserer Plattform verschiedene Roboterarme ansehen – etwa zum Schleifen, Picken, Palettieren oder zur Maschinenbestückung – inklusive Preisangaben und technischer Details. Sie haben dann die Wahl: kaufen oder leasen. Im Falle des Leasings kauft die Deutsche Leasing das gewünschte System von uns und erstellt einen auf die Bedürfnisse des Unternehmens angepassten Leasingvertrag. Das macht den Einstieg in die Robotik für kleinere und mittlere Betriebe deutlich einfacher – ohne hohe Anfangsinvestitionen.

 
Gab es bei der Entwicklung dieses Prozesses auch Herausforderungen für euch als Startup?
 

Ja, definitiv. Eine Herausforderung war, dass wir unseren Kunden zeitnah eine möglichst konkrete Aussage zu den jeweiligen Leasingkonditionen geben wollten, diese allerdings zuvor individuell von der Deutschen Leasing geprüft werden müssen.

 
Wie habt ihr darauf reagiert? 

Wir nutzen einen Leasing-Rechner, mit dem die Kunden kurz nach dem ersten Gespräch oder manchmal sogar schon währenddessen von uns ein maßgeschneidertes Angebot erhalten.

 
Und können auch internationale Kunden das Leasing-Modell nutzen?
 

Ja – das ist das Tolle: Die Deutsche Leasing ist die größte herstellerunabhängige Leasinggesellschaft in Deutschland und international in über 20 Ländern aktiv. So können auch unsere Kunden im Ausland das Leasingmodell problemlos nutzen.
 

 
Unterstützt euch vent.io auch über die Finanzierung hinaus?
 

Auf jeden Fall. Neben der Finanzierung war vor allem die strategische Unterstützung entscheidend. Das Team von vent.io hat uns Sichtbarkeit verschafft – durch Einladungen zu Branchenevents wie dem Sparkassentag, durch Medienkontakte und durch die Vernetzung mit relevanten Ansprechpartnern im Mittelstand. Gerade für ein junges Unternehmen wie unseres war das enorm wertvoll.

 
Was sagt ihr Menschen, die befürchten, dass Robotik Arbeitsplätze vernichtet? 

Das Gegenteil ist der Fall. Studien zeigen, dass bis 2030 rund 3,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen werden – unter anderem für Tätigkeiten, die Roboter übernehmen können: Verpacken, Montieren, Verschrauben. Viele unserer Kunden berichten sogar, dass die Initiative zur Robotik-Einführung nicht von der Geschäftsführung kam, sondern von Mitarbeitern, die sagen: Warum machen wir das eigentlich nicht längst mit einem Roboter?

 
Kontakt
 

Webseite: unchainedrobotics.de

LinkedIn: Mladen Milicevic

 

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