Digitalisierung im Handwerk: Digitale Werkbank verknüpft Industrie und Versicherungswirtschaft mit Elektro-Handwerkern

Dass digitale Innovationen aus traditionellen Handwerksbetrieben heraus entwickelt werden, ist in Deutschland immer noch eine Ausnahme. Nicht umsonst wird Dominik Kortmann, Geschäftsführer eines Familienbetriebs für Gebäudetechnik in fünfter Generation, in den Medien als „Steve Jobs des Handwerks“ bezeichnet. Wir waren neugierig und haben mit dem engagierten Firmenchef und Gründer von fünf Startups fürs Handwerk über die Initiative „Hand schafft Wert“ und seine neue Plattform „Digitale Werkbank“ gesprochen.

Dominik, vielen Dank, dass du dir Zeit für unser Interview nimmst. Dein Werdegang vom Geschäftsführer eines traditionellen Handwerksbetriebs zum Startup-Gründer ist schon ziemlich ungewöhnlich. – Wie kam es dazu?

Ich habe zuerst ganz klassisch eine Elektro-Ausbildung absolviert, den Meister gemacht und unsere Firma übernommen. Aus der operativen Arbeit kenne ich viele Herausforderungen und weiß, wie wichtig das Thema Digitalisierung an verschiedenen Stellen ist. Das hat mich auf Ideen gebracht. Und ich wollte, dass davon nicht nur wir profitieren, sondern alle Handwerksfirmen. Unsere Startups sind die Antwort auf ganz verschiedene Herausforderungen, die man nicht allein unter einer Marke hätte abbilden können. Für jedes meiner Projekte suche ich mir eine große Brand als Unterstützer. Das kann z. B. ein Hersteller aus der Industrie oder ein Versicherer sein.

Das klingt toll. Berichte doch mal von eurer Initiative „Hand schafft Wert“, was war dein Gedanke dahinter?

Bei „Hand schafft Wert“ geht es, wie der Name schon verrät, vor allem um Wertschätzung für das Handwerk, aber auch um Wertschöpfung, indem wir gemeinsam mit unterschiedlichen Partnern Innovation vorantreiben. Hand schafft Wert ist so etwas wie die Glocke über unseren verschiedenen Produkten wie z. B. „Craft Care“ oder der „Digitalen Werkbank“ – und Sinnbild für unser gemeinsames Ziel.

Welcher Herausforderung begegnet ihr mit der „Digitalen Werkbank“?

Viele Unternehmen im Handwerk fühlen sich von der Fülle an verfügbaren Apps überfordert und haben weiterhin Schwierigkeiten, ihre Abläufe zu digitalisieren. Wir haben bei „Hand schafft Wert“ deshalb die Plattform „Digitale Werkbank“ ins Leben gerufen, die mehr als 50 Anwendungen verschiedener Anbieter vereint. Ein speziell entwickeltes Dashboard bietet eine zentrale Übersicht über diverse Tools verschiedener Händler und Hersteller. Dadurch erhalten Handwerksbetriebe eine bessere Orientierung im digitalen Angebot und können ihre Prozesse effizienter gestalten.

Kannst du das anhand von ein paar Beispielen noch näher beschreiben?

Na klar! Die Digitale Werkbank erleichtert z. B.  die digitale Projektplanung und die Organisation von Arbeitsaufträgen. Durch integrierte Schnittstellen lassen sich Materialien direkt bei Großhändlern bestellen. Zusätzlich zur Materialverwaltung bietet die Plattform aber auch Schnellrechner z.B. für die elektrische Energie, unterschiedliche Konfiguratoren diverser Hersteller oder einen unkomplizierten Zugang zu Downloads von Produktbroschüren und Datenblättern.

Wie funktioniert euer Geschäftsmodell?

Die Handwerker selbst müssen für die „Digitale Werkbank“ nichts bezahlen. Unsere Plattform kann ohne zusätzliche Softwareinstallation genutzt werden und ist sowohl auf Desktop-Computern als auch auf mobilen Geräten verfügbar. Dadurch ist der Zugriff auf Projektdaten jederzeit und von überall möglich, inklusive mobiler Anpassungen. Die Handwerker können sich ihr Dashboard selbst konfigurieren.

Auch unsere Partner aus der Industrie und der Versicherungsbranche müssen nicht zahlen, um Teil der „Digitalen Werkbank“ zu sein. Geld verdienen wir mit den Anwendungen selbst, etwa wenn jemand eine Schulung bucht, ein Produkt kauft oder ein Versicherungspaket, wie z. B. unser gemeinsames Produkt mit der VHV-Versicherung „Craft Care“, in Anspruch nimmt.

Kannst du uns mal mehr über eines der Industrieunternehmen berichten, mit denen Ihr bei der „Digitalen Werkbank“ kooperiert.

Gern! Das wäre z. B. die Firma Jung, ein Anbieter für intelligente Lösungen im Bereich Gebäudesteuerung und Elektroausstattung, der weltweit Handwerksbetriebe und Architekten unterstützt. Das Unternehmen baut mit uns diverse digitale Tools, Konfiguratoren oder Planungshilfen für deren Kundengruppen und stellt sie auf der Digitalen Werkbank“ zur Verfügung.

Wie habt ihr euch kennengelernt?

Durch unser Handwerksunternehmen bestand der Kontakt schon lange und seit der Gründung meines ersten Startups entwickeln wir gemeinsam Produkte.

Gab es bei diesem Kooperationsprojekt besondere Herausforderungen?

Eigentlich nicht. Für unsere Kooperationspartner besteht die einzige Herausforderung in der Anbindung an unsere „Digitale Werkbank“. Da es sich aber durchweg um relativ große Firmen mit eigenen Informatikabteilungen handelt, ist das Aufsetzen einer geeigneten Schnittstelle in der Regel aber kein Problem. Wir haben auch ein paar eigene Entwickler bei uns zu sitzen und unterstützen, so gut wir können.

Magst du uns zum Schluss noch einen Ausblick geben: Welche Themen werden in deiner Branche aktuell immer wichtiger?

Die Herausforderungen werden definitiv nicht weniger. Und der Fachkräftemangel wird größer. Man muss immer mehr machen, um mitzuhalten. Gerade bei Themen wie E-Rechnung oder Digitaler Einkauf ist es wichtig, die richtigen Tools zu haben. Mit der Digitalen Werkbank schaffen wir deshalb einen Überblick und erleichtern den Zugang.

Kontakt

Webseite: handschafftwert.de

LinkedIn: Dominik Kortmann

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