Als Mittelständler in Startups investieren? – Dresdner Avantgarde Labs GmbH kooperiert mit Fusion Bionic und 4D-Energy
Dass mittelständische Unternehmen nicht nur mit Startups kooperieren, sondern sogar als Investoren aktiv werden, ist aktuell noch eine Ausnahmeerscheinung. Die Dresdner Avantgarde Labs GmbH, ein Softwareunternehmen mit 50 Mitarbeitern, hat hier einen besonderen Weg eingeschlagen. Das 2007 gegründete Unternehmen unterstützt gleich zwei Startups mit Geld und praktischer Hilfe bei der Umsetzung von Softwarelösungen. Wir haben mit Managing Director Torsten Hartmann darüber gesprochen, was die Zusammenarbeit mit Fusion Bionic und 4D-Energy für seine Firma bedeutet und welche Herausforderungen die Teams dabei überwunden haben.
Torsten, was war für dich persönlich der Punkt, an dem du beschlossen hast, dich dem Thema Startups zuzuwenden?
Das war im Jahr 2020. Wir waren damals 40 Mitarbeiter und haben Softwarelösungen auf hohem Niveau für Unternehmen jeglicher Branchen entwickelt. Alles lief gut, aber mir wurde zu diesem Zeitpunkt immer stärker bewusst, dass andere Unternehmen mit ähnlichen Werkzeugen viel größere Räder drehen. So entstand der Gedanke, dass wir Startups dabei helfen könnten, schneller auf den Markt zu kommen und ihre Angebote zu skalieren. Letztendlich ging es auch darum, unsere eigenen Wachstumschancen zu erhöhen, unser Portfolio zu erweitern und uns durch Diversifikation mehr Sicherheit zu verschaffen.
Wie seid ihr bei der Suche nach passenden Startups vorgegangen?
Ich war damals auf vielen Startup-Veranstaltungen unterwegs, habe mir Pitches angesehen und unzählige Gespräche geführt. Insgesamt haben wir uns mit ein paar Hundert Startups beschäftigt.
Wow, das klingt, als ob ihr vor allem unglaublich viel Zeit investiert habt.
Nein, nicht wirklich. Von vielen dieser Startups haben wir uns tatsächlich nur den Pitch angesehen. Für mittelständische Unternehmen, die solchen Aufwand nicht selbst betreiben wollen, sind Vermittler wie Ambivation sicher eine sinnvolle Unterstützung, auch wenn es um die Bewertung potenzieller Kooperationspartner geht. Der Kontakt zu Fusion Bionic und 4D-Energy ist dann mehr oder weniger zufällig entstanden.
Kannst du uns ein bisschen mehr über diese beiden Startup-Kooperationen berichten?
Gern! Wir sind im Zuge unserer eigenen Recherchen Mitglied in Netzwerken investierender Unternehmen geworden. Mit der Zeit ergibt es sich, dass man dort einen sogenannten „Dealflow“ erhält. Das sind – mitunter sogar tägliche – Hinweise zu interessanten Investitionsobjekten. So wurde ich auf Fusion Bionic aufmerksam. Ich bin dann aktiv auf das Unternehmen zugegangen und habe den Geschäftsführer angeschrieben. Bei 4D-Energy hat mir ein anderer Unternehmer einen Tipp gegeben. Er meinte wortwörtlich: „Ich habe nichts verstanden, aber ihr müsst euch unbedingt unterhalten!“
Offenbar mit Erfolg! Womit beschäftigen sich eure Kooperationspartner aus der Startupszene genau, und wie unterstützt ihr sie dabei?
Fusion Bionic ist ein Laserspezialist für Oberflächenfunktionalisierung. 4D-Energy ist im Energiehandel mit Fokus auf Großbatterien tätig. Wir unterstützen beide Unternehmen als Investor und haben mit unserem Team bzw. unseren IT-Skills bei der Weiterentwicklung und Skalierung der Softwarelösungen geholfen.
Gerade erfolgreiche Startups können sich oft aussuchen, mit welchen Investoren und Kooperationspartnern sie zusammenarbeiten. Was, denkst du, hat sie in eurem Fall überzeugt?
Ich glaube, dass die Startups auch anderweitig an Geld gekommen wären. Was den Unterschied gemacht hat, war die Aussicht, durch unsere IT-Skills Produkte schnell weiterentwickeln und skalieren zu können. Für Startups ist es schwierig, gute und vielseitig aufgestellte IT-Fachkräfte zu finden, da diese oft besser bezahlte Angebote von Konzernen erhalten. Wir konnten ihnen jedoch genau das bieten.
Zudem ist der Kontakt definitiv persönlicher. Große Investoren haben ein Portfolio an Startups, von denen sie wissen, dass 60 Prozent scheitern werden. Wir engagieren uns mit sehr viel Herzblut. Letztendlich hängt auch für uns als Unternehmen einiges von der Kooperation ab.
Als mittelständisches Unternehmen hat es für uns einen großen Impact, wenn es unseren kooperierenden Startups gut geht, deshalb setzen wir uns sehr dafür ein, sie zu unterstützen. Wir sind groß genug, um einen echten Nutzen zu bringen, und klein genug, damit der Erfolg des Startups wirklich einen Unterschied für uns macht. Ich denke, das ist aus Sicht der Gründer ein sehr gesundes Anreizsystem.
Wie ist es euch gelungen, die klassischen kulturellen Differenzen zwischen Startups und etablierten Unternehmen zu überwinden?
Es gab schon Situationen, in denen ich gemerkt habe, dass unsere Arbeitsweisen unterschiedlich sind. Für mich bestand die Lektion darin, ein Stück weit loszulassen und meiner Intuition zu folgen. Ich denke, dass es wichtig ist, ein gewisses Vertrauen in die Startups zu setzen und ihnen die eigenen Ziele nicht komplett aufzudrücken. Gleichzeitig freue ich mich, wenn ich selbst auch etwas weitergeben kann, z. B. Wissen über Methodiken bei der unternehmerischen Entscheidungsfindung und darüber, wie man ein Unternehmen effektiv führt.
Kontakt
Webseiten:
Über Ambivation
Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.