Wie können Innovationskollaborationen zwischen Familienunternehmen und Start-ups erfolgreich gestaltet werden? (Forschungsbeitrag)

Im Rahmen der Innovationsforschungsprojekte des Instituts für Familienunternehmen und Mittelstand der WHU – Otto Beisheim School of Management untersuchten Prof. Dr. Nadine Kammerlander, Laura Doriane Baumgärtner, Constantin Ehret und Dr. Jonas Soluk Innovationskollaborationen zwischen Familienunternehmen und Start-ups. Mit einer interviewbasierten Herangehensweise analysierte das Forschungsteam die Motivationen und Prozesse innerhalb von Innovationskollaborationen, die Herausforderungen von Familienunternehmen und Start-ups sowie die Rolle von Vermittlern im Rahmen der Kollaborationen. Insgesamt wurden 106 Interviews mit Familienunternehmen, Start-ups, Vermittlern und Experten geführt – unter anderem Christoph Baier, Geschäftsführer von Ambivation.

Familienunternehmen gelten als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und unterscheiden sich von anderen etablierten Unternehmen, neben anderen Aspekten, durch ihre langfristige Ausrichtung, die Verfolgung finanzieller und nicht-finanzieller Ziele und ihre hohen Qualitätsansprüche. Aufgrund der zunehmenden Unsicherheit und Komplexität des heutigen Geschäftsumfelds stehen Familienunternehmen jedoch vor erheblichen und vielfältigen Herausforderungen. Die Zusammenarbeit mit externen Organisationen (z.B. mit Start-ups) wird oft als Möglichkeit gesehen, diese Innovationsherausforderungen besser und gemeinsam zu meistern.

Aufgrund der kulturellen und strukturellen Unterschiede zwischen den Unternehmen kann es während der Zusammenarbeit jedoch zu Reibungen und Frustrationen kommen. Wie können diese Innovationskollaborationen zwischen Familienunternehmen und Start-ups erfolgreich gestaltet werden? Welche Herausforderungen gilt es zu überwinden? Welche Rolle spielen Vermittler innerhalb von Innovationskollaborationen von Familienunternehmen und Start-ups? Die Evidenz aus Wissenschaft und Praxis zeigt: Der Innovationsprozess kann von Vermittlern unterstützt werden, um die Reibungen und Frustrationen zu verringern oder gar zu vermeiden.

Mit Hinblick auf diese Fragen lassen sich die Studienerkenntnisse in vier wesentlichen Dimensionen unterteilen:

  • Motivation für Kollaborationen. Grundlegend können Innovationskollaborationen für Familienunternehmen und Start-ups von großem Nutzen sein. Auf der einen Seite arbeiten Familienunternehmen mit Start-ups, um die interne Kompetenzlücke zu schließen, den Innovationsprozess zu beschleunigen, den Kulturwandel innerhalb des Familienunternehmens voranzutreiben sowie neue und junge Talente zu gewinnen. Auf der anderen Seite arbeiten Start-ups mit Familienunternehmen, um von dem Wissen und der dominanten Marktposition von Familienunternehmen zu profitieren, den Einstieg in einen neuen Markt zu vereinfachen und die Kerntechnologie und das Geschäftsmodell auszubauen.
  • Herausforderungen in Kollaborationen. Aufgrund der unterschiedlichen Herangehensweise an Prozesse, Umgangsformen und Innovation im Allgemeinen können Familienunternehmen und Start-ups ein teilweise unterschiedliches Verständnis der Kollaboration aufweisen. Dies kann dazu führen, dass Stereotypen über den jeweils anderen Kollaborationspartner die Anbahnung und Durchführung der Kollaboration erschweren. Beispielsweise investieren Familienunternehmen langfristiger in Innovationen, wohingegen Start-ups sich in kurzer Zeit beweisen müssen und beide Parteien somit über ein abweichendes zeitliches Verständnis verfügen. Familienunternehmen weisen längere und durchdachtere Entscheidungsprozesse auf, während Start-ups mit sehr geringen Hierarchien und schnellen Entscheidungen agieren. Diese kulturellen und strukturellen Unterschiede können relevante Herausforderungen im Kollaborationsprozess darstellen.
  • Definition und Einsatzbereiche von Vermittlern. Vermittler sind Einzelpersonen oder Organisationen, die während des Innovationsprozesses Brücken zwischen Familienunternehmen und Start-ups bauen. Sie unterstützen das Lösen von typischen Herausforderungen in einer Zusammenarbeit und entwickeln Präventionsmaßnahmen, um die Entstehung von Herausforderungen zu verhindern. Vermittler können in verschiedenen Phasen des Kollaborationsprozesses eingebunden werden: Pre-Kollaboration (z. B. Identifikation von Anwendungsfällen, Scouting von Start-ups), Kollaboration (z. B. Coaching, Re-fokussierung der Kollaboration), Post-Kollaboration (z.B. Kodifizierung von Learnings, Kompetenzaufbau).
  • Rolle und Einfluss von Vermittlern in Innovationskollaborationen. Je nach Intensität und Einbindungsphase können Vermittler auf verschiedenen Ebenen Innovationskollaborationen beeinflussen. Unter anderem können sie die Kollaborationsbereitschaft von Familienunternehmen und Start-ups erhöhen, die Definition des Anwendungsfalls unterstützen, den Kollaborationsprozess vereinfachen, den Vertrauensaufbauprozess beschleunigen, die Herausforderungen abschwächen und den Kompetenzaufbauprozess unterstützen. Vermittler können somit Familienunternehmen und Start-ups dabei helfen, kulturelle und strukturelle Unterschiede zu übersetzen und Herausforderungen zu überwinden.

Die ausführlichen Studienerkenntnisse und praxisorientierten Empfehlungen finden Sie hier in dem Praxisreport.

Mehr Informationen zum Institut für Familienunternehmen und Mittelstand finden Sie unter www.whu.edu/ifbm.

 


Über das Forschungsteam

Über Ambivation

Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.