Kreislaufwirtschaft: Circunomics kooperiert mit Shell

Fahrzeugbatterien enthalten viele wertvolle und zum Teil auch giftige Bestandteile. Dennoch werden sie nach ihrem ersten Lebenszyklus in einem Neuwagen, häufig bereits entsorgt. Das Startup Circunomics will das ändern. Mithilfe einer Software werten die Mitarbeiter Batteriedaten aus, erstellen einen digitalen Zwilling und ermöglichen über eine Online-Plattform den Weitverkauf von Batterien an Kunden aus der Energiespeicherindustrie. Im Interview berichtet Circunomics-Gründer Felix Paul Wagner, wie es dazu kam und warum eine Kooperation mit Shell jetzt dabei helfen soll, den neuen Marktplatz für Gebrauchtbatterien zu etablieren.

Felix, ihr habt euer Unternehmen erst 2019 gegründet und kooperiert seit 2022 bereits mit dem Erdölkonzern Shell. Wie habt ihr das geschafft?

Tatsächlich ist das Team von Shell auf uns zugekommen. Die Mitarbeiter hatten einen Podcast gehört, in dem wir aufgetreten sind.

Was versprecht ihr euch von dieser Kooperation?

Shell verfügt als Konzern über eine großes Netzwerk mit vielen Unternehmen, die gebrauchte Batterien in einem zweiten oder sogar dritten Lebenszyklus nutzen könnten. Die Kooperation hilft uns, diese potenziellen Kunden zu erreichen und gibt uns einen Vertrauensvorsprung.

Und was hat Shell davon?

Das Unternehmen möchte bis 2050 netto null Emissionen ausstoßen. Großspeicher aus gebrauchten Batterien, die zum Beispiel für die Speicherung von Energie aus Solarstrom genutzt werden können, leisten dazu einen wichtigen Beitrag.

Wie seid ihr überhaupt darauf gekommen, euch auf die Analyse und Vermarktung gebrauchter Batterien zu spezialisieren?

Mit dem zunehmenden Trend zur E-Mobilität steigt die Anzahl gebrauchter Lithium-Ionen-Batterien immer mehr. Viele dieser Batterien sind nach ihrem „ersten Leben“ im Auto noch intakt und könnten eigentlich noch viele Jahr verwendet werden. Stattdessen werden sie aber oftmals schlicht entsorgt. Einheitliche Standards und Prozesse für die Wiederverwertung gibt es nicht.

Das heißt, hier entsteht gerade ein neuer Markt, den wir als Startup mitgestalten können. Wir möchten Batterien so lange wie möglich nutzbar machen. Mindestens über zwei, wenn möglich sogar über drei Lebenszyklen.

Was war für euch die größte Herausforderung bei der bisherigen Kooperation mit Shell? Was hat euch überrascht oder begeistert?

Meine Erfahrung als Gründer ist, dass man bei der Anbahnung von Kooperationen mit großen Unternehmen schon einen langen Atem und bestenfalls auch ein finanzielles Polster für diesen Zeitraum haben sollte. Ich hatte vor Circunomics bereits in Australien ein Startup gegründet und verkauft, dadurch konnten wir die Gründung von Circunomics relativ entspannt angehen.

Die Kooperationsanbahnung mit Shell lief dann jedoch für meine Empfinden unglaublich schnell ab. Vom ersten Kennenlernen bis zur Unterschrift unter den Kooperationsvertrag verging gerade mal ein halbes Jahr.

Das klingt super! Spannend, dass du bereits in Australien gegründet hast. Welches Fazit ziehst du demgegenüber nach deiner Gründungserfahrung in Deutschland.

Wir haben uns bewusst für eine Gründung in Deutschland entschieden, weil wir hier die Nähe zu unseren großen Kunden aus der Automobilindustrie haben. In der Branche geht es noch ein bisschen konservativer zu, sodass es wichtig ist, dass man sich auch vor Ort trifft.

Generell gibt es in Deutschland aber leider immer noch viele Nachteile für Gründer. Ich hoffe, dass sich das mit dem FDP-besetzten Finanzministerium, das zumindest gefühlt etwas mehr Ahnung von der Startupszene hat, in Zukunft ändern wird.

Kannst du ein Beispiel nennen?

Gern. Ein wichtiger Punkt ist zum Beispiel die Mitarbeiterbeteiligung. Als Startup können wir im Vergleich zu Konzernen keine hohen Löhne zahlen. Aber wir könnten theoretisch eine Beteiligung anbieten. Unser Startup ist im Moment 9,5 Millionen Euro wert. Angenommen ich würde einen Anteil von 10 Prozent, also in Höhe 950.000 Euro, heute an einen Mitarbeiter abgeben, so müsste der diesen direkt versteuern. Er hat aber die 950.000 Euro nicht auf seinem Konto, weil es sich schließlich nur um Anteile handelt und wäre dementsprechend gar nicht dazu in der Lage.

Kontakt

Webseite: www.circunomics.com

LinkedIn: Felix Paul Wagner

 

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