„Reisezeit ist Lebenszeit“ – Startups als Innovationspartner der DB Region Südost
Bahnfahren hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. “Es kommt nicht mehr nur darauf an, Personen von A nach B zu befördern, sondern die Reisezeit gut und sinnvoll zu gestalten”, davon ist Sisi Zheng persönlich überzeugt. Für die Deutsche Bahn AG (DB AG) war sie als Innovationsmanagerin in den vergangenen Jahren für Technologie-Scouting in Deutschland und China zuständig. Seit neun Monaten treibt sie nun als Leiterin für Fahrgastmarketing und Kundenkommunikation das Thema Innovation für die DB Regio Südost voran. Welche Eigenschaften Startups und etablierte Unternehmen, die mit der Bahn kooperieren möchten, unbedingt mitbringen sollten, verrät Sisi Zheng im Interview.
Frau Zheng, seit wann setzt die Deutsche Bahn auf externe Partner, um Innovation voranzutreiben?
Externe Partner aus der Industrie haben die Weiterentwicklung von Zügen über die Jahrzehnte begleitet. Unser Fokus auf Startups hat sich erst in den vergangenen fünf bis sechs Jahren entwickelt. In dieser Zeit sind unser Accelerator DB Mindbox, die DB Digital Ventures und neue Abteilungen, wie das Kompetenzzentrum für Produktinnovation der DB Regio AG in Frankfurt entstanden. Heute ist Innovation fest in der Unternehmensstrategie der Deutschen Bahn verankert.
Welchen Vorteil bietet Ihnen die Kooperation mit Startups?
Wir haben festgestellt, dass wir beim Thema Innovation dran bleiben müssen. Das Tempo bei der Entwicklung neuer Lösungen hat enorm zugenommen. Startups sind da extrem flexibel und ausgesprochen unbürokratisch, vor allem auch unkonventionell. Deren Lösungen greifen wir gerne auf, um sie dann gemeinsam weiterzuentwickeln.
Haben auch etablierte Unternehmen die Chance, Innovationspartner der DB Regio Südost zu werden?
Auf jeden Fall! Es ist uns wichtig, dass unsere Partner Lösungen aus dem Blickwinkel unserer Kunden und Fahrgäste einnehmen. Nicht immer gelangt Innovationen über Accelerator oder Startup-Wettbewerbe in den Konzern. Auch direkte Kontakte von uns Mitarbeitenden aus den Regionen bei DB Regio können am Beginn einer Kooperationspartnerschaft stehen.
Wo werden innovative Ideen Ihrer Kooperationspartner für die Fahrgäste am besten sichtbar?
Interessant ist unser Ideenzug bei Frankfurt/Main, in dem wir zeigen, wie die Zukunft des Regionalverkehrs aussehen könnte. Dort gibt es z. B. Schlafkabinen, Spinning Bikes und Kletterwände für Kinder. Reisezeit ist Lebenszeit. Auch wenn wir sicher nicht alle Ideen umsetzen können, möchten wir mit dem Ideenzug ein Umdenken in der Branche anregen. Einige Ideen wurden in bestimmten Regionen bereits verwirklicht, z. B. die Einrichtung von “Loungebereichen” in Regionalzügen. Das sind Sitzbereiche, bei denen mehr als vier Personen um einen Tisch sitzen können, was für Reisegruppen sehr praktisch ist. Zudem haben wir durch Nutzertests im Ideenzug festgestellt, wie sich die Lichtgestaltung im Zug positiv auf die Stimmung auswirkt. In Bayern gibt es in Regionalzügen deshalb bereits Lichtbänder in warmen Tönen. Innovation bedeutet für uns aber z. B. auch, W-LAN im Zug anbieten zu können. Das mag selbstverständlich erscheinen, ist aber eine technische Herausforderung.
Haben Sie eine Empfehlung für andere Unternehmen, die mit Startups kooperieren möchten?
Startups denken und arbeiten ganz anders als etablierte Unternehmen. Es ist wichtig, das nicht sofort abzublocken, sondern bereit zu sein, voneinander zu lernen. Offenheit und Geduld füreinander sind entscheidend.
Innovationsprozesse in größeren Unternehmen verlaufen oft mühsam. Welchen Tipp würden Sie Mitarbeitenden geben, die in ihrer Firma Innovation voranbringen möchten?
Wo ein Wille ist, da ist ein Weg! Das gilt auch im Konzern. Wir haben sehr engagierte Mitarbeitende. Wenn alle wissen, auf welches Ziel man hinarbeitet und alle an einem Strang ziehen, kann es auch schnell gehen. Mein zweiter Tipp ist: Netzwerken, netzwerken, netzwerken. Man muss die relevanten Ansprechpartner kennen, um etwas bewegen zu können.
Webseite: www.bahn.de
Kontakt: Sisi Zheng
Über Ambivation
Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.