Robotik-Startups – vielfältige Unterstützung für die Industrie

Im Rahmen unserer Artikel-Serie Startup-Branchen möchten wir uns heute dem Bereich der Robotik-Startups widmen. In diesem Feld fand insbesondere in den letzten Jahren ein Umdenken statt. Wir geben Einblicke in die Entwicklung der Robotik-Industrie in den letzten Jahren, stellen aktuell relevante Trends und Technologien vor, sowie Fallbeispiele erfolgreicher Robotik-Startups und ihren innovativen Ideen. Im Anschluss berichten wir über das Kooperationsbeispiel des Startups Sevensense Robotics und der Deutschen Bahn, und geben außerdem einen kleinen Ausblick auf die Zukunft und Potentiale der Robotik-Branche.

1. Was sind Robotik-Startup?

 

5. Robotik-Startup Fallbeispiel: Kewazo

 

2. Die Entwicklung der Robotik-Branche

 

6. Robotik-Startup Fallbeispiel: Wandelbots

 

3. Trends und Technologien

 

7. Kooperationsbeispiel: Sevensense Robotics AG und die Deutsche Bahn

 

4. Robotik-Startup Fallbeispiel: Franka Emika

 

8. Die Zukunft der Robotik-Branche

 

 

Was sind Robotik-Startups?

Anders als bei diversen, in der Startup-Welt geläufigen Buzzwords, ist der Name in diesem Fall schon selbsterklärend. Ein Robotik-Startup ist dementsprechend ein Startup, welches mit innovativen Technologien im Robotik-Sektor arbeitet. Hier handelt es sich um eine recht junge Branche. Denn noch vor einigen Jahren war die Roboterentwicklung vorwiegend Sache der großen, marktführenden Unternehmen, insbesondere im Industriebereich. Doch die immer weiter fortschreitende Digitalisierung betrifft auch die Robotik-Branche. So konnten sich hier inzwischen auch junge Unternehmen mit ihren smarten Lösungen etablieren. Optimale Möglichkeiten dafür bieten die fünf weltweit größten Robotik-Märkte: China, Japan und Südkorea, gefolgt von den USA und Deutschland. Die Lösungen der Robotik-Startups können Mehrwerte in diversen Bereichen bieten. Besonders erfolgreich werden sie allerdings in der Automobilindustrie, der Elektronikindustrie und der Metallindustrie eingesetzt.

Die Entwicklung der Robotik-Branche

Innerhalb der letzten Jahre hat die Robotik-Branche eine starke Entwicklung hingelegt. Während Roboter früher noch als sehr teuer galten und limitierte Fähigkeiten besaßen, sind sie heute kostengünstig und flexibel nahezu überall einsetzbar. Dies macht sich auch auf den Märkten bemerkbar: laut der IFR (International Federation of Robotics) haben sich die Absätze an Robotern in den letzten fünf Jahren verdoppelt. So ist der Jahres-Absatz zwischen 2013 und 2017 um 114% gestiegen. Während China die stärkste Nachfrage und das größte Absatzvolumen verzeichnen kann, erreicht Europa weltweit die höchste Roboterdichte. Nach aktuellem Stand (2021) werden weltweit rund 381.000 Industrieroboter pro Jahr installiert. Damit hat sich die Anzahl der global installierten Industrieroboter im Zeitraum von 2019 bis 2021 mehr als verdreifacht. (Quelle IFR/ International Federation of Robotics)

Die Branche wächst und verändert sich also seit Jahren und bietet somit durch neue Bedarfe entsprechend neue Potentiale. Diese haben Startups längst erkannt. Dadurch, dass Roboter einfacher und kostengünstiger zu implementieren sind, haben sie in der Anwendung den Sprung von großen Corporates in den Mittelstand geschafft. Hierzu führte der Roboterhersteller ABB eine Branchenumfrage in den USA, Europa und China durch. Von insgesamt 1.650 gaben 84% der kleinen und mittelständischen Unternehmen an, in naher Zukunft Robotik in ihr Unternehmen und ihre Produktion einführen zu wollen. Eine Branche, in der sich Robotik-Technologien bereits erfolgreich etabliert haben, ist allen voran die Automobilindustrie. Der Anteil der weltweiten Roboterverkäufe liegt inzwischen zu einem Viertel in diesem Sektor. Doch nach und nach werden Roboter-Technologien vermehrt in Branchen eingesetzt, die erst vor kurzer Zeit digitalisiert wurden. Dazu zählen unter anderem die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, die Textilindustrie sowie das verarbeitende Holz- und Kunststoffgewerbe. Darüber werden Roboter in zahlreichen anderen Bereichen eingesetzt, wie z. B. in der Haushaltsbranche, der Agrarindustrie, im Baugewerbe, oder flexibel als Roboter-as-a-Service-Modell. (Quelle: ABB)

Trends und Technologien

An dieser Stelle möchten wir einen Überblick über Trends und Technologien geben, die die Robotikindustrie aktuell bewegen. Ein zentraler Trend ist hier das Thema interaktive Mensch-Roboter-Kollaboration, bzw. die Entwicklung von sogenannten Cobots. Sie unterscheiden sich in einigen Punkten von den traditionellen, inzwischen veralteten Industrierobotern. Diese brachten hohe Anschaffungskosten und eine aufwendige Prozessintegration mit sich. Zudem waren sie in ihren Funktionen wenig flexibel und es mangelte an Sensibilität. Cobots hingegen können dies leisten, sind beweglich und mit einem beinahe menschlichen Tastsinn ausgestattet. So ist interaktives Lernen und eine Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter möglich. Dadurch können sie bestimmte Aufgaben selbstständig übernehmen. Der Trend geht dahin, dass die traditionellen Industrieroboter von Cobots ergänzt und nach und nach ersetzt werden.

Ein weiteres Stichwort ist das Thema Konnektivität. Hier bietet das Internet der Dinge in vielen Bereichen die Möglichkeit, Roboter einzusetzen. IoT wird oftmals mit Künstlicher Intelligenz kombiniert, denn die Roboter von heute werden immer smarter. Durch die Weiterentwicklung von KI sind inzwischen komplexe Sprachbots oder effizente Analysen im Einzelhandel möglich. Weitere Anwendungsfelder für KI sind z. B. Quanten Computing, Drohnen oder Cybersicherheit. Zu den spannendsten Trends, die die Robotik-Industrie gerade am meisten bewegen, gehören also die Themen Cobots, IoT und Künstliche Intelligenz.

Robotik-Startup Fallbeispiel: Franka Emika

Ein spannendes Beispiel aus dem Bereich der Mensch-Roboter-Kollaboration ist das Startup Franka Emika. Ihre Vision: Roboter als allgemein zugängliches Multifunktionswerkzeug. Um diese umzusetzen, entwickelten sie leichte, sensitive und schnelle Cobots, deren Programmierung nur wenige Minuten dauert. Sie erfolgt workfloworientiert und basiert auf nahtloser Interaktion zwischen Mensch und Roboter. Die Lösung des Startups wurde schnell erfolgreich und erzielte den schnellsten Return on Investment am Markt. Außerdem kann sie simpel und ohne viel Aufwand in Betriebe implementiert werden. Neben der Roboterentwicklung betreibt das junge Unternehmen mit dem FrankaHub zudem seine eigene Plattform. Zu den Partnern des Startups gehören sowohl große Corporates, als auch KMUS, wie z. B. die TQ-Systems Group,  Amtest Group, Arend Prozess Automation GmbH, Bot-Hive, Cretec GmbH und der Technologiekonzern Voith. Inzwischen konnten sie ihr Kooperationsnetzwerk auf Deutschland, UK, China, Kanada, die EU und die Türkei ausweiten. Für ihren Leichtbauroboter „Panda“ wurde die Franka Emika GmbH mit dem deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet.

Robotik-Startup Fallbeispiel: Kewazo

Das Münchner Startup Kewazo konnte seit seiner Gründung im Jahr 2016 auf ein Team von 21 Mitarbeitern anwachsen. Inzwischen wird ihre Roboter-Technologie erfolgreich im Bereich ConstructionTech angewandt. Die Lösung optimiert durch Analyse von Daten die Baulogistik vor Ort. Sie setzt an der Gerüstmontage an und macht diese effizienter und günstiger. Hierfür haben sie ihren intelligenten Liftbot verwendet, der für mehr Sicherheit und Flexibilität im Bau sorgt, sowie für 44% weniger Personalkosten. Der Anwendungsbereich des Liftbots liegt vor allem in der Bauindustrie, er wird jedoch auch in der Prozessindustrie, dem Schiffbau und Materialtransport erfolgreich eingesetzt.

Robotik-Startup Fallbeispiel: Wandelbots

Ebenfalls sehr erfolgreich mit seiner Roboter-Technologie ist das Startup Wandelbots. Dieses wurde von Mitarbeitern der TU Dresden gegründet. Dort befindet sich nach wie vor der Hauptsitz des Startups. Außerdem kooperieren sie dort in der gläsernen Manufaktur von Volkswagen im Rahmen der Produktion mit dem Automobilhersteller. Wandelbots hat eine Lösung zur simplen, auf interaktivem Lernen basierten Roboterprogrammierung entwickelt. Mittels intelligenter Kleidung können die vom Roboter zu erlernenden Bewegungen ausgeführt und dieser so ohne großen Aufwand programmiert werden. Mehr über die Kooperation mit Volkswagen berichtet Wandelbots CEO Christian Pienicke im Interview mit Ambivation.

Kooperationsbeispiel: Sevensense Robotics AG und die Deutsche Bahn

Ein erfolgreiches Kooperationsbeispiel zwischen einem Unternehmen und einem Robotik-Startup ist die Zusammenarbeit zwischen der Sevensense Robotics AG und der Deutschen Bahn. Diese fand im Rahmen eines hunderttägigen Startup-Programmes statt, welches die Deutsche Bahn über ihren Mindbox Startup-Hub ausgeschrieben hatte. Gemeinsam mit zwei anderen jungen Unternehmen aus der Robotik-Branche konnte die Sevensense Robotik AG ihre Technologie bei der Deutschen Bahn einsetzten.

Mit Mindbox bietet die Deutsche Bahn sowohl eine Plattform, einen Co-Working Space als auch ein Startup-Programm an, um junge Unternehmen zu fördern. Ziel des Mindbox Startup-Hubs ist es, durch Einsatz der innovativen Ideen der Startups in bspw. in Verkauf, Kundeninteraktion, internen Prozessen und Wartungsarbeiten Mehrwerte zu generieren und dort die Digitalisierung voranzutreiben. Hier bietet die DB in mehreren Kategorien ein hunderttägiges Programm an, bei dem Startups ihre Lösungen einsetzen, validieren und verbessern können. Eine dieser Kategorien ist unter anderem das Feld Robotik. Neben dem hunderttägigen Startup Programm schreibt die Deutsche Bahn auch regelmäßig Startup-Calls aus, mit denen spezielle Lösungen für konkrete Bedarfe gesucht werden.

Das Schweizer Startup Sevensense wurde im Jahr 2018 als eine Ausgründung der Eidgenössischen Hochschule Zürich gegründet. Mit ihrer Lösung hat die Sevensense Robotik AG eine Methode entwickelt, Service Roboter autonomer und mobiler zu machen. Mittels künstlicher Intelligenz, Bewegungssensoren und Computer Visionen wird dem Roboter ermöglicht, sich im Innen- und Außenraum selbstständig zu navigieren. Bewegungssensoren helfen, Zusammenstöße sowohl mit statischen als auch dynamischen Objekten zu vermeiden. Die Technologie basiert auf einem Plug-and-Play Modul, welches sich simpel einbauen lässt.

Die Zusammenarbeit zwischen der Sevensense Robotik AG und der Deutschen Bahn fand im Rahmen des DB Mindbox Startup-Hubs statt. Hier nahm Sevensense an einem 100 Tage Proof of Concept Programm teil, bei welchem sie ein Konzept ausarbeiteten, um ihre Lösung optimal in die Prozesse der Deutschen Bahn zu integrieren. So wurde die KI-basierte Lösung des Startups z. B. eingesetzt, um Wartungsmitarbeiter mit automatisch generierten Inspektionsberichten zu unterstützen. Dafür wurde mit einer Kombination aus visueller Inspektion, Hardware und Deep Learning gearbeitet. In einem weiteren Anwendungsgebiet der Deutschen Bahn konnte der Roboter mit seiner Kamera-Technologie dabei helfen, Gepäckstücke zu erkennen und auszuliefern.

Nach diesen konkreten Fallbeispielen von Robotik-Startups möchten wir an dieser Stelle noch einen kompakten Überblick über weitere junge Unternehmen der Branche bieten, die man unbedingt im Auge behalten sollte.

Robotik-Startups Listen
5 Beachtenswerte Robotik-Startups 2020-2021
10 Robotik-Startups die man beobachten sollte
4 Top Robotik-Startups in der Industrie 4.0
EU-Startups: 10 vielversprechende Robotik-Startups
10 spannende Robotik-Startups 2021

 

Die Zukunft der Robotik-Branche

Die International Federation of Robotics prognostizierte in einer Pressemitteilung als Ausblick für 2021, dass der globale Absatz an Robotern im Durchschnitt um 14% steigen wird. In der Robotik-Branche stehen also alle Zeichen auf Zukunft. Dies haben Startups bereits erkannt und können hier entsprechend Potentiale ausschöpfen und Mehrwerte generieren. Durch Zusammenarbeit mit Unternehmen kann die ganze Branche davon profitieren. Vorreiter ist die Automobilindustrie, welche bereits erfolgreich mit Startups kooperiert.

Doch auch weitere Branchen werden nun langsam, aber sicher mittels Robotertechnologie erschlossen. So etwa der Logistikbereich: während der Einsatz von Robotik hier bisher eher zögerlich voranschritt, gehen Experten davon aus, dass insbesondere nach der Corona Pandemie die Nachfrage an Logistik- und Kommissionierungsrobotern ansteigen wird. Außerdem bietet die Verwendung von Robotik auch in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz einige Vorteile. Ein Thema, welches in Zukunft immer mehr an Relevanz gewinnen wird. Im Healthcare-Bereich ist ebenfalls ein Anstieg in Sachen Digitalisierung und Robotik zu erwarten. So bieten sich auch hier neue Chancen für Startups, durch ihre Innovationen Mehrwerte zu schaffen.

Über Ambivation

Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.