Industrie Startups / IndustrialTech-Startups – junge Unternehmen in der Industrie 4.0

Im heutigen Artikel unserer Serie Startup Branchen möchten wir uns dem breiten Feld der IndustrialTech-Startups widmen. Wir erklären was IndustrialTech bedeutet, geben einen Überblick über die Entwicklung der Branche in den letzten Jahren und die relevantesten Trends und Technologien, die von Startups in diesem Bereich entwickelt werden. Außerdem stellen wir drei besonders erfolgreiche IndustrialTech-Startups vor, sowie das Kooperationsbeispiel des Startups Wandelbots und deren Partner Volkswagen.

1. Was ist IndustrialTech?

 

5. IndustrialTech-Startup Fallbeispiel: Proglove

 

2. Die Entwicklung von IndustrialTech?

 

6. IndustrialTech-Startup Fallbeispiel: BAM GmbH

 

3. Trends und Technologien

 

7. Kooperationsbeispiel Wandelbots und Partner Volkswagen

 

4. IndustrialTech-Startup Fallbeispiel: Iox Lab

 

8. Die Zukunft von IndustrialTech

 

Was ist IndustrialTech?

Als eine der größten Branchen weltweit deckt die Industrie ein sehr breites Feld ab. Sie umfasst sowohl Bereiche wie Maschinenbau und Energie als auch klassische Industriesektoren wie Produktion, Bergbau und Versorgung. Mit der Industrie 4.0 ist die Digitalisierung nun auch im industriellen Bereich angekommen. Digitale und innovative Technologien werden benötigt, um Arbeitsprozesse effizienter und auch nachhaltiger zu gestalten. Hier spricht man von IndustrialTech. Der Begriff bezieht sich also auf digitale Technologien im Industriesektor. Dort können Startups mit ihren innovativen Ideen einige Mehrwerte bieten.

Die Entwicklung von IndustrialTech

Durch immer stärkere Nachfrage entwickelte sich die IndustrialTech-Branche in den letzten Jahren rasant. So sind etwa die weltweiten VC-Investments in den Jahren 2013 bis 2018 um das vierzehnfache gestiegen. Ganz vorne in Sachen Digitalisierung in der Industrie ist der Teilbereich Logistik. Hier werden innovative Lösungen bereits erfolgreich umgesetzt und können jede Menge Vorteile bieten. In der stark fragmentierten Logistik-Branche zählen Spedition, Lagerautomatisierung und E-Commerce-Logistik zu den Sektoren, in die am meisten investiert wurde. Dabei ist Lagerhaltung der am stärksten automatisierte Bereich, in dem viele IndustrialTech-Startups Robotik zum Einsatz bringen. Der Trend hin zu Digitalisierung und innovativen Technologien ist in der gesamten Industrie zu beobachten, sowohl europaweit als auch global. Im europäischen Raum konnten sich in den letzten Jahren besonders Deutschland und Frankreich zu Zentren für IndustrialTech-Startups etablieren.

Trends und Technologien

Die innovativen Lösungen der IndustrialTech-Startups bieten der Industrie jede Menge Vorteile. Sie helfen, die Digitalisierung der Branche voranzutreiben. Dies bedeutet mehr Effizienz und weniger Kosten. Auch bezüglich Nachhaltigkeit können hier einige Mehrwerte entstehen. Startups tragen also nicht nur zur Produktionssteigerung, sondern durch Effizienz und Kostensenkung auch zum Wachstum der ganzen Branche bei.

Zu den derzeit relevantesten Technologien gehört unter anderem das Thema Predictive Maintenance, oder zu deutsch vorausschauende Instandhaltung. Dies bezeichnet einen Vorgang, welcher auf der Auswertung von Prozess- und Maschinendaten basiert. Diese werden IoT-basiert überwacht. So können Prognosen erstellt, Fehlproduktionen vermieden, Notwendigkeiten von Wartungsarbeiten prognostiziert und Kosten gespart werden. Dies ist auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit von Vorteil, da durch die Unterstützung von Predictive Maintenance weniger Ausschuss entsteht. Die Anlagen können entweder offline periodisch oder online permanent, in Echtzeit geprüft werden. Insgesamt wird die Produktion durch den Einsatz von Predictive Maintenance nachhaltiger und effizienter gestaltet.

Ein weiterer Trend ist das Thema Retrofitting. Oftmals müssen große Industrieanlagen den neuesten technischen Standards angepasst und digitalisiert werden. Hierbei werden alte, bereits bestehende Strukturen und analoge Maschinen digitalisiert. Retrofitting findet insbesondere im Sondermaschinen- und Anlagenbau Verwendung. Dort unterscheidet man zwischen Brownfield- und Greenfield-Anlagen. Während bei Greenfield-Anlagen neue Industrieanlagen einen zeitaufwendigen Zertifizierungs-Prozess durchlaufen müssen, werden bei Brownfield-Anlagen bestehende Strukturen mittels Retrofitting für die Industrie 4.0 fähig gemacht. Big Data spielt im Bereich Industrial-Tech ebenfalls eine große Rolle und bezieht sich auf die Verarbeitung sehr großer Datenmengen, basierend auf dem Internet of Things. Hier gilt, je größer die Datenbasis ist und je ausgefeilter der Algorithmus, desto zuverlässiger ist das Ergebnis.

IndustrialTech-Startup Fallbeispiel: IOX Lab

Das Startup IOX-Lab wurde 2015 von COO Andreas Bell und CEO Robert Jänisch in Düsseldorf gegründet. Sie sind in den Bereichen Industrie Design, Elektrotechnik, Software- und Hardware-Entwicklung und UX Design aktiv. Inzwischen wurden bereits über 130 IoT-Projekte von IOX umgesetzt. Dafür arbeitet das Startup mit IoT-Sensoren und einem Plattform-as-a-Service Modell. Die Lösungen von IOX-Lab werden in Branchen wie Verkehr & Logistik, Handel, Energie & Umwelt sowie Verwaltung & Verteidigung erfolgreich eingesetzt. Im Jahr 2017 gewann das Startup für seine innovativen Technologien den Gründerpreis NRW. Zu seinen Partnern kann das junge Unternehmen inzwischen bekannte Firmen wie Unilever, Baiersdorf, Henkel, Daimler und Vodafone zählen.

IndustrialTech-Startup Fallbeispiel: Proglove

Ein weiteres spannendes Fallbeispiel eines IndustrialTech-Startups ist das Münchner Startup Proglove. Dieses hat einen smarten Handschuh entwickelt, der die Arbeit in Fabriken erleichtern soll. In diesem sind Scanner und Sensoren verbaut, welche erkennen, wenn bestimme Arbeitsschritte nicht korrekt ausgeführt werden. Ist dies der Fall, wird ein Warnsignal an den ausführenden Mitarbeiter gesendet. So können falsche und überflüssige Arbeitsschritte vermieden und unnötige Kosten reduziert werden. Insgesamt wird der ganze Arbeitsprozess effizienter abgebildet. Die Technologie ist erfolgreich: zu den Partnern des Startups gehören bereits große Industriekonzerne wie Bosch, Kuka und BMW.

IndustrialTech-Startup Fallbeispiel: BAM GmbH

Die BAM GmbH konnte seit ihrer Gründung 2015 ebenfalls in der IndustrialTech-Branche durchstarten. Das Startup wurde 2011 in der Oberpfalz gegründet und bietet Sondermaschinenbau, Präzisionsfertigung und digitale Services an. Mit diesen ist es möglich, Bauteile schneller liefern zu lassen, sowie automatische Preisberechnungen und Angebote zu erstellen. Zu den Kunden des Startups gehört z. B. die deutsche Telekom. Im Jahr 2019 ging ihr eigenes Online portal Mipart an den Start. Mit dieser On-Demand Manufacturing Plattform gewann BAM 2020 die YoungTech Enterprise Startup Pitches, die im Rahmen der Hannover Messe Digital Days stattfanden. Alle Startup Pitches der Teilnehmer der YoungTech Enterprises finden Sie auf unserem Blog. Hier gelangen Sie zum ersten Teil der Pitches, hier finden Sie den zweiten Teil.

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Kooperationsbeispiel Wandelbots und Partner Volkswagen

Ein erfolgreiches Kooperationsbeispiel eines IndustrialTech-Startups, welches wir hier vorstellen möchten, ist die Zusammenarbeit zwischen Wandelbots und Vokswagen in der gläsernen Manufaktur in Dresden. Das Startup Wandelbots wurde im Jahr 2017 von wissenschaftlichen Mitarbeitern der TU Dresden mit dem Ziel gegründet, Roboterprogrammierung zu demokratisieren. Hierbei fokussierte sich das Team auf Industrieroboter. Das Startup entwickelte eine Lösung, mit der sich Bewegungen ausführen lassen, die von Robotern nachgeahmt und erlernt werden können. So können diese einfach und auch von fachfremden Personen programmiert werden. Mit dieser Idee revolutionierte Wandelbots quasi die Robotik-Industrie. So konnten sie ihre Lösung bereits auf der Hannover Messe vorstellen, und im Laufe der Jahre immer weiter verbessern.

Die Mitarbeiterzahl Steg in den letzten Jahren von sechs auf neunzig, der Hauptsitz des Startups befindet sich nach wie vor in Dresden. Die Kunden des Jung-Unternehmens sind jedoch auf der ganzen Welt verteilt, von Europa, über Asien bis nach Amerika. Wandelbots kann einige Großkonzerne zu seinen Kunden zählen, kooperiert jedoch ebenso mit KMUs. Denn gerade im Mittelstand deckt die benutzerfreundliche Lösung des Startups den Bedarf nach Digitalisierung ab und ist zudem einfach zu implementieren.

Üblicherweise bringt die Programmierung von Robotern jede Menge Zeitaufwand mit sich. Zudem ist einiges an Fachkenntinssen und Knowhow notwendig. Mit der Lösung von Wandelbots gestaltet sich dieser Prozess deutlich einfacher. Mittels smarter Kleidung können die Körperbewegungen eines Menschen erfasst und auf den Roboter übertragen werden. Im Hintergrund lernt die Software diesen Prozess und erstellt ein Programm, welches vom Roboter ausgeführt wird. Die Roboterprogrammierung erfolgt also in drei definierten Schritten: lehren, verfeinern, ausführen. Sie kann in der industriellen Produktion unter anderem für Fertigungsschritte wie Schweißen, Kleben, Sprühen oder Schleifen angewandt werden. Durch die Lösung von Wandelbots kann Roboterprogrammierung bis zu 70 mal schneller und 90% kostengünstiger umgesetzt werden. Zudem ist für die Programmierung kein Expertenwissen mehr nötig und kann auch von fachfremden MitarbeiterInnen ausgeführt werden.

Die Technologie von Wandelbots wird unter anderem bereits von Volkswagen in ihrer Gläsernen Manufaktur in Dresden angewandt. Dieser Standort, an dem unter anderem der e-Golf produziert wird, ist ganz auf die Zukunft von Mobilität ausgelegt. Hier wird an innovativen Technologien wie autonomem Fahren und E-Mobilität gearbeitet. Die Fahrzeuge der Zukunft sollen also intelligenter und nachhaltiger werden. Um dies zu fördern betreibt Volkswagen dort unter anderem das Schülerlabor des Future Mobility Campus sowie einen Startup Inkubator. Zudem ist die Gläserne Manufaktur darauf ausgerichtet, die Zukunftsvision von Volkswagen weiterzuvermitteln und bietet in diesem Rahmen öffentliche Führungen für BesucherInnen an.

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Wandelbots konnte Volkswagen bereits kurz nach der Gründung als Kooperationspartner gewinnen. Der Autohersteller hat genau den Bedarf, den die Lösung des Startups abdeckt: schnelle Automatisierung der Prozesse und Arbeitsschritte, sodass die Produktion möglichst profitabel wird. Dies ist nach aktuellem Stand der Technik normalerweise schwierig, mit der innovativen Lösung von Wandelbots jedoch möglich. Konkret arbeiten sie z. B. daran, mittels Mensch-Roboter-Kollaboration Lautsprecher in Autotüren einzubauen. Die Kooperation stellt für beide Seiten eine tollen Win-Win-Situation dar. Während Volkswagen von der Technologie des Startups profitiert, kann Wandelbots durch das Fachwissen und die Erfahrungen des Unternehmens dazulernen. So kann das Startup seine ihre Lösung immer weiter verbessern. Im Interview mit Ambivation berichtet Wandelbots CEO Christian Pienicke detailliert über die Zusammenarbeit mit Volkswagen und gibt außerdem wertvolle Tipps für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Die Zukunft von IndustrialTech

Die Nachfrage nach Digitalisierung in der Industrie ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Dementsprechend hat auch die IndustrialTech-Branche einen starken Aufschwung erlebt. Aber wie sieht die Prognose für die Zukunft aus? Mit Beginn des digitalen Zeitalters und der Umstellung auf die Industrie 4.0 hat die vierte industrielle Revolution gerade erst begonnen. Durch ihre Agilität und Innovationskraft bieten sich für Startups optimale Möglichkeiten. Sie können mit ihren Lösungen neu entstandene Bedarfe decken. Inzwischen kooperieren immer mehr große Industriekonzerne mit den jungen Unternehmen. Es ist also zu erwarten, dass hier noch einige spannende Technologien entwickelt werden und immer mehr Unternehmen das Potential von IndustrialTech-Startups erkennen. So kann die Branche in Zukunft weiterwachsen und Mehrwerte für den industriellen Sektor schaffen.

Über Ambivation

Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.