Collaborative Innovation – Startups im öffentlichen Sektor

Während das Thema im B2B-Bereich bereits angekommen ist, etabliert sich Collaborative Innovation nun nach und nach auch im öffentlichen Sektor. Aber was ist das überhaupt, Collaborative Innovation? Diese Frage möchten wir im heutigen Artikel beantworten. Außerdem stellen wir das Kooperationsbeispiel des Startups Polyteia vor, welches erfolgreich mit der Stadt Goslar in Niedersachsen zusammenarbeitet. Im Anschluss geben wir noch einen Überblick über ein spannendes Toolkit, welches von der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) entwickelt wurde, um Collaborative Innovation den Weg vom privaten in den öffentlichen Sektor zu ebnen und Kooperationen zwischen Startups und der Verwaltung dort zu erleichtern.

Was ist Collaborative Innovation?

Unter Collaborative Innovation versteht man den Prozess der Entwicklung von neuen Technologien und Innovationen, gemeinsam mit einem oder mehreren Partnern. Oftmals werden auch die Begriffe Co-Innovation, Open Innovation oder Offene Innovation Synonym verwendet. Der normalerweise geschlossene Innovationsprozess wird also geöffnet und es werden externe Parteien hinzugezogen, die mit Wissen und Ideen unterstützen können. Das B2B-Geschäft hat den Nutzen der Innovationskraft von Startup bereits erkannt. So arbeiten immer mehr Unternehmen mit diesen zusammen, um gemeinsam innovative und effiziente Technologien zu entwickeln. Diese Zusammenarbeit kann in ganz unterschiedlichen Kooperationsformen stattfinden. Hier gelangen Sie zu einem ausführlichen Artikel zum Thema Co-Innovation, in dem wir die verschiedenen Prozesse und Kooperationsformen genauer erläutern.

Auch wenn das Prinzip von Collaborative Innovation bisher eher im B2B-Bereich verbreitet ist, etabliert es sich nach und nach immer mehr auch im öffentlichen Sektor. Denn auch die öffentliche Hand hat inzwischen den Mehrwert von Zusammenarbeiten zwischen Startups und Städten, Gemeinden oder Kommunen erkannt. Die GIZ hat in diesem Rahmen ein Toolkit entwickelt, welches helfen soll, Collaborative Innovation aus dem privaten in den öffentlichen Bereich zu bringen. Dieses stellen wir im Anschluss vor. Zunächst soll es jedoch um das Fallbeispiel des Startups Polyteia gehen, anhand dessen sich erfolgreiche Kooperation zwischen Startups und der öffentlichen Hand sehr gut veranschaulichen lässt.

Kooperationsbeispiel des Startups Polyteia und der Stadt Goslar

Städte und Gemeinden haben in Sachen Digitalisierung oftmals einiges an Nachholbedarf. Laut Faruk Tuncer, Mitgründer und CEO des Startups Polyteia liegt das unter anderem an standardisierten Schnittstellen und fehlender gesetzlicher Konsolidierung, sowie mangelnder Entscheidungsfreiheit im föderalen System. Ein Problem, welches in der öffentlichen Verwaltung besonders häufig auftritt, ist ineffizientes Datenmanagement. Die Daten werden oftmals in einzelnen Systemen gesammelt, welche nicht miteinander interagieren und kommunizieren. So entstehen Silos und große Datenmengen, die nicht effizient genutzt werden können.

Hier setzen die Gründer von Polyteia an, und möchten Abhilfe schaffen. Das Startup kooperiert bereits erfolgreich mit der öffentlichen Hand in Brandenburg, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Zu ihren Kunden gehören Städte, Kommunen und Gemeinden. Polyteia hat eine smarte Steuerungsplattform entwickelt, um Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu bündeln. Systeme und Daten werden zusammengeführt und Silos können vermieden werden. Mit der innovativen Lösung des Startups steht auf Knopfdruck ein Dashboard zur Verfügung, welches alle Daten gesammelt abbilden kann. So behalten die Entscheidungsträger der öffentlichen Verwaltung immer den Überblick und können ihre Daten effizienter nutzen.

Auch die Stadt Goslar in Niedersachsen hat zur Optimierung ihres Datenmanagements die Dienste des Startups in Anspruch genommen. Sie wurde durch Medienberichte auf Polyteia aufmerksam und entschloss sich, auf die jungen Gründer zuzugehen. Im Prozess der Zusammenarbeit fuhr das Team von Polyteia zunächst nach Goslar, und stellte seine Lösung vor. Diese wurde dann entsprechend der Bedarfe der Stadt angepasst. Im Fall der Stadt Goslar lag dieser bei einem Modul zur Steuerung des Personals in der öffentlichen Verwaltung. Nach der Bedarfsidentifikation wurde das Projekt gemeinsam in Angriff genommen und eine erfolgreiche Zusammenarbeit konnte reibungslos stattfinden. Mehrwert für die Stadt Goslar ergab sich unter anderem daraus, dass Informationen über die aktuelle Personalsituation, Stellenpläne oder den Krankenstand nun kontinuierlich auf einen Klick griffbereit sind. So ist die Verwaltung immer up-to-date, und kann ihre Aufgabenverteilung souverän aus den gesammelten Daten ableiten.

Die Zusammenarbeit zwischen Polyteia und der Stadt Goslar ist ein Paradebeispiel für eine gut umgesetzte Kooperation. Dennoch können in solch einer auch mal Hürden auftreten. Herausforderungen in Kooperationen mit Städten und Gemeinden liegt oftmals im Projektmanagement, berichtet Faruk Tuncer. Außerdem sind die Mitarbeiter an hierarchische Strukturen gewöhnt. Die Arbeitsprozesse in öffentlichen Sektor laufen also sehr anders ab, als die eines Startups. Durch gute und offene Kommunikation können aber auch solche Hürden umgangen werden. Hier gelangen Sie zum Interview mit Faruk Tuncer.

Toolkit der GIZ

Mit ihrem Collaborative Innovation Toolkit hat die GIZ ein Hilfsmittel für Startups und den öffentlichen Sektor veröffentlicht, um ihnen die Zusammenarbeit zu erleichtern. Ziel des Toolkits ist es, Collaborative Innovation den Weg vom privaten in den öffentlichen Sektor zu ebnen. Es beinhaltet konkrete Methoden, um offene Innovation umzusetzen. Das Toolkit ist in zwei Phasen unterteilt, welche verschiedene Module beinhalten, die wiederum in einzelne Sessions aufgesplittet sind. Die erste Phase ist die Vorbereitungsphase. Hier lernen die Nutzer des Tools in zwei Modulen, wie sie die eigenen Bedürfnisse identifizieren und sich optimal auf die Kooperation vorbereiten können. Diese Phase legt mit den Modulen eins und zwei die Basis für die eigentliche Zusammenarbeit.

Quelle: GIZ Collaborative Innovators

Die Kollaborationsphase hingegen ist, mit fünf Modulen, etwas umfangreicher. Im dritten Modul werden in zwei Sessions zunächst die Prinzipen von Collaborative Innovation, sowie digitale Werkzeugen um diese umzusetzen, vorgestellt. Außerdem stehen Softskills im Fokus, die bei der zwischenmenschlichen Kommunikation in einer Kollaboration helfen sollen. Das nächste Modul beschäftigt sich in drei Sessions mit Basis-Informationen über den öffentlichen Sektor, wie man Lösungen von Startups in diesen Bereich implementiert, und einem Collaboration Canvas, was an dieser Stelle Unterstützung leistet. Während das Modul fünf sich der Einleitung von Pilotprojekten widmet, bietet das letzte Modul die Möglichkeit zur Evaluation der Zusammenarbeit.

 

Quelle: GIZ Collaborative Innovators

 

Neben den beiden Hauptphasen wird das Toolkit durch zwei Zusatzmodule unterstütz. Das Zusatzmodul A umfasst eine Einleitung in human-centred Design, während das Zusatzmodul B erläutert, wie nutzerorientierte Lösungen im öffentlichen Sektor optimal entwickelt werden können. Hier finden Sie das Toolkit der GIZ kostenlos zum Download.

Fazit

Collaborative Innovation bietet also nicht nur im B2B-Geschäft Vorteile. Auch außerhalb des privaten Bereiches, im öffentlichen Sektor können durch Kooperationen mit Startups Mehrwerte generiert werden, von denen Städte und Gemeinden profitieren können. Hier bestehen immer mehr Möglichkeiten, die dabei unterstützen können, Partnerschaften und Pilotprojekte mit Startup einzuleiten. Da der öffentliche Sektor diesen Bereich erst erschließt, kann es zudem hilfreich sein, die Hilfe eines Mittelsmanns in Anspruch zu nehmen. In diesem Rahmen bietet Ambivation etwa eine Bedarfsanalyse oder Startup Scouting an.

Über Ambivation

Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.