ConTech Startups / ConstructionTech Startups – Digitale Revolution der Baubranche

Heute setzten wir unsere Serie über Startup Branchen mit einem Artikel fort, den wir ConTech-Startups gewidmet haben. Zunächst erklären wir, was es mit dem Begriff ConTech überhaupt auf sich hat und inwiefern er sich von der Bezeichnung PropTech abhebt. Anschließend geben wir einen kleinen Überblick über die bisherige Entwicklung der ConTech-Branche und die relevantesten Technologien in diesem Bereich. In diesem Rahmen stellen wir außerdem beispielhaft drei erfolgreiche ConTech-Startups vor, sowie das Kooperationsbeispiel des ConTech-Startups RYSTA und seinem Partner TM Ausbau.

Was ist ConTech und wie unterscheidet es sich zu PropTech? ConTech-Startup Fallbeispiel: Sablono
Die Entwicklung der ConTech-Branche ConTech-Startup Fallbeispiel: PLAN4 Software
ConTech-Trends und Technologien Kooperationsbeispiel: ConTech RYSTA und Partner TM Ausbau
ConTech-Startup Fallbeispiel: Visoplan Die Zukunft von ConTech

Was ist ConTech und wie unterscheidet es sich zu PropTech? 

Häufig werden die Begriffe PropTech und ConTech, oder auch RealTech synonym verwendet. Genau genommen ist das nicht ganz korrekt, deshalb erklären wir hier zunächst den Unterschied zwischen PropTech und ConTech. Die Bezeichnung PropTech bezieht sich auf alle technologischen Innovationen im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Immobilienwirtschaft. Sie setzt sich zusammen aus den Begriffen Property und Technology. Hierzu zählen Lösungen aus dem Bereich der Verwaltung, Vermietung, Planung und Bau. Während PropTech also den Oberbegriff bildet, stellt ConTech einen Teil der Branche dar, der sich spezifisch auf Startups und Unternehmen, die im Bauprozess aktiv sind, bezieht. Der Begriff ConTech setzt sich zusammen aus den Wörtern Construction und Technology, und umfasst innovative Technologien, die die Digitalisierung in der Baubranche vorantreiben, und so Prozesse und Abläufe optimieren.

Weitere spannende Informationen und einen Überblick über das PropTech-Ökosystem finden Sie in unserem PropTech-Startup Guide.

Die Entwicklung der ConTech-Branche

Obwohl das Baugewerbe eine der weltweit größten Branchen ist, hat diese in Sachen Digitalisierung noch Einiges aufzuholen und nutzt nur langsam Mehrwerte der Digitalisierung. Sie ist nach der Landwirtschaft die am wenigsten digitalisierte Branche. Dies liegt unter anderem an Schnittstellen-Problemen, mangelnder Transparenz und schlechter Kommunikation zwischen den an Bauprojekten beteiligten Parteien. Hier bieten innovative Technologien enormes Potential. So könnte die Produktivität der Branche durch den Einsatz von neuen Technologien um bis zu 15% steigen.  (Quelle: McKinsey). Die Baubranche ist eine der wichtigsten Branchen der Welt, und ihre Relevanz steigt. Denn erstmals in der Geschichte leben mehr Menschen in Städten als in ländlichen Gebieten, ein Trend, der laut den vereinten Nationen weiter ansteigen soll. Bis zum Jahr 2050 könnten 70% der Weltbevölkerung in urbanen Ballungsräumen leben. So könnte bis zum Ende des Jahrzehnts die Baubranche über 13% der Weltwirtschaft ausmachen. (Quelle: PwC).

ConTech-Trends und Technologien

Durch den Einsatz von innovativen Technologien in der Baubranche können Prozesse effizienter und kostengünstiger gestaltet werden. Zu den bedeutendsten Technologien in der ConTech-Branche gehört das Thema BIM. Die Abkürzung BIM steht für Building Information Modeling, zu Deutsch „Bauwerksdatenmodellierung“. Sie bezeichnet einen ganzheitlichen Datenstandard bei der Beschreibung der Einzelteile eines Gebäudes. Mit dieser Planungsmethode werden unter der Verwendung von Software Arbeitsabläufe optimiert werden. Definiert nach US National BIM Standards Comittee ist BIM eine:

 „digitale Darstellung physischer funktioneller Merkmale einer Anlage und schafft durch einen gemeinsamen nutzbaren Pool relevanter Daten eine zuverlässige Entscheidungsgrundlage während des gesamten Lebenszyklus des Bauwerks, von der frühesten Idee bis hin zum Rückbau.“

Die Grundlage auf der BIM basiert, ist ein 3D Computermodell. Die Mehrwerte, die durch diese Technologie entstehen können, sind zahlreich. Neben gesteigerter Effizienz und Zeitersparnissen führt die kontinuierliche Verfügbarkeit aller Daten zu höherer Planungssicherheit. Während sich BIM in großen Bauunternehmen bereits durchgesetzt hat, kommt die Technologie im Mittelstand zwar erst langsam, aber doch sicher an. Auch die Vergabe von Bauvorhaben wird immer stärker an BIM geknüpft, was dies nach und nach zum Standard werden lassen dürfte. Für Projekte der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur ist BIM seit Anfang 2021 vorgeschrieben Richtlinie. Auch viele große Generalunternehmer nutzen BIM bereits, insbesondere zur Kalkulation, Arbeitsvorbereitung und Koordination auf der Baustelle. Zudem wird die BIM-Methodik für die Einbindung und Koordination von Subunternehmern verwendet. (Quelle: EY Real Estate Trends August 2020)

Aber auch Technologien wie 3D Druck, Robotik, IIoT, VR oder Smarte Materialien kommen zum Einsatz. Diese finden entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Bauwirtschaft Verwendung. Dazu gehören unter anderem die Bereiche Planung, Beschaffung, Logistik und Produktion. Dabei verfolgen die ConTechs das Ziel, die Digitalisierung der Baubranche weiter voranzutreiben und Bauabläufe so zu koordinieren, dass effizient Ressourcen, Zeit und Kosten gespart werden können. Auf der digitalBAU, der Fachmesse für digitales Bauen werden alle zwei Jahre die neusten Technologien vorgestellt. Außerdem können Besucher der Messe Tech in Construction dort Innovationen rund um das Thema Bautechnologien kennenlernen. Auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist der Einsatz von ConTech-Innovationen sinnvoll. In diesem Rahmen erhält die ConTech-Branche unter anderem Förderungen von Bund und Ländern. So trug der „Stufenplan Digitales Planen und Bauen“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur in den Jahren 2015 bis 2020 erheblich dazu bei, BIM stärker in der Baubranche zu etablieren.

Bevor wir auf konkrete Startup-Beispiele eingehen, finden Sie hier unter dem jeweiligen Link einige Auflistungen der relevantesten Startups der ConTech Branche.

ConTech-Startup Listen
Cemexventures top 50 ConTech-Startups 2020
ConTech-Startup Map

ConTech-Startup Fallbeispiel: Visoplan

Ein spannendes Startup aus dem BIM-Bereich ist das ConTech Visoplan. Die Idee für seine Lösung hatte CEO Boris Goldshteyn bereits im Jahr 2015. Ein Jahr später erfolgte die Gründung von ALLVR, und zu Beginn 2020 dann das Rebranding zur Visoplan GmbH. Mit seiner plattformbasierten Software entwickelt Visoplan einen digitalen Datenzwilling. Zu den Kunden des Startups gehören Architekten, Fachplaner und Projektentwickler. Im Interview mit Christoph Baier berichtet Boris Goldshteyn von Visoplan über die Lösung des Startups und die Zusammenarbeit mit dem Partner Filinvest.

ConTech-Startup Fallbeispiel: Sablono

Das in Berlin ansässige Startup Sablono bietet eine web-basierte Construction Excecution Plattform für die Steuerung und Überwachung komplexer Großprojekte. Die Lösung ist z. B. anwendbar in Projekten des Wohnungs- und Gewerbebau, Innenausbau und bei Fassadenarbeiten. Seit der Gründung vor acht Jahren konnte das Startup Kunden auf der ganzen Welt gewinnen, die die Lösung erfolgreich umsetzen sowohl in Europa als auch Amerika, Südamerika und Nordafrika und den arabischen Emiraten. Zu den Partnern und Investoren des Startups gehören unter anderem der Technologiekonzern SAP und Hasso Plattner Ventures.

ConTech-Startup Fallbeispiel: PLAN4 Software

Mit der vom Freiburger Startup PLAN4 Software entwickelten Lösung wird der Sanierungsstau von Bestandsimmobilien digital und transparent. Die Software PLAN4 Gebäudecheck kann standardisierte Bewertungsabläufe entwickeln, mobile Zustandsbewertungen erstellen und Kosten für Sanierungsmaßnahmen berechnen. So können Gebäudesanierungen effizienter und kostengünstiger als mit den herkömmlichen, händischen Methoden gestaltet werden. Darüber hinaus ist die Software frei konfigurierbar und kann von den Kunden selbst individuell angepasst werden. Im Interview mit Ambivation berichtet Dr. Hendrik Seibel, Geschäftsführer von PLAN4 Software von den Anwendungsbereichen der Software und Kooperationen mit Kunden, die diese bereits erfolgreich nutzen. Hier finden Sie neben dem Videointerview mit PLAN4 Software eine Liste mit weiteren ConTech und PropTech Startups im Interview.

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Kooperationsbeispiel: ConTech RYSTA und Partner TM Ausbau

An dieser Stelle möchten wir die Zusammenarbeit zwischen dem ConTech Startup RYSTA und dem mittelständischen Unternehmen TM Ausbau als erfolgreiches Kooperationsbeispiel vorstellen. Das ConTech RYSTA hat sich auf Baustellen-Monitoring spezialisiert. Mit ihrem IoT-Monitoring bieten sie Warnsysteme für Baustellen an. Dieses funktioniert über die Installation von Sensoren auf der Baustelle, welche die relevanten Daten erfassen und an die Kunden senden. So müssen diese nicht immer vor Ort sein, und haben dennoch jederzeit alles im Blick. Die Mehrwerte, die daraus entstehen, sind unter anderem Zeitersparnis, gesteigerte Effizienz und die Sicherung von Qualitätsversprechen. Ambivation sprach mit Julia Gebert, Gründerin und Geschäftsführerin von RYSTA im Interview über die Kooperation mit ihrem Partner TM Ausbau.

TM Ausbau ist ein mittelständisches Unternehmen für den Innenausbau. Der Kontakt zu RYSTA kam über die Geschäftsführung zustande und wurde nach Berlin vermittelt. Die dortige Niederlassung wird von Herrn Berger geleitet, der im Interview mit Ambivation seine Erfahrungen in der Kooperation teilte. Die Zusammenarbeit zwischen RYSTA und TM Ausbau begann mit einem Pilotprojekt. TM Ausbau arbeitete an einem großen Bauvorhaben in Berlin, Oranienburg mit zwölf Häusern und insgesamt 265 Wohneinheiten. Hier wurden die Sensoren von RYSTA genutzt, um beim Innenausbau die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in den einzelnen Räumen zu messen und überwachen. So mussten die Werte nicht wie vorher vom Projektleiter händisch an jeder Baustelle eingetragen und abgelesen werden. Die Daten waren jederzeit von überall abrufbar und konnten an den Bauherren weitergegeben werden.

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Im Laufe der Zusammenarbeit gab es immer wieder Feedbackrunden, berichtet Herr Berger. TM Ausbau konnte eigene Ideen für Verbesserungsmöglichkeiten mit einbringen. Diese konnte RYSTA inzwischen teilweise bereits umsetzen. „Eine sehr gute Zusammenarbeit von RYSTA, von der sicherlich beide Seiten profitiert haben. Für uns bedeutet das für die Zukunft, dass sich das auf jeden Fall rentiert hat mit einem jungen Startup wie RYSTA zusammenzuarbeiten“, so Herr Bergers Fazit über die Kooperation. Außerdem betonte Herr Berger den Vorteil, dass die Zusammenarbeit mit anders denkenden, jungen Leuten und Unternehmen der Betriebsblindheit vorbeugen kann, die nach jahrelanger Erfahrung im eigenen Bereich entstehen kann.

An dieser Stelle möchten wir einen Überblick über weitere gesammelte Beispiele erfolgreicher Kooperationen zwischen Startups und Unternehmen bieten.

ConTech-Startup Unternehmen Link zur Kooperation
Visoplan SachsenEnergieAG Link
Xtree VINCI Constructions Link
Capmo RS Wohnbau/ MBN Link 
Ecoworks

Deutsche-Energie-Agentur (dena)

Link 

 

Die Zukunft von ConTech

Auch wenn die Baubranche bisher eher langsam Fortschritte in Sachen Digitalisierung gemacht hat, langsam, aber sicher etablieren sich die neuen Technologien sowohl im Mittelstand als auch bei den großen Baufirmen. Startups haben dieses Potential bereits erkannt, und können mit ihren innovativen Ideen ganz vorne mit dabei sein. Die von ihnen entwickelten Technologien können der Branche einige Mehrwerte bieten. Diesen Vorteil haben auch Bauunternehmen erkannt, von denen inzwischen immer mehr mit ConTech Startups kooperieren. So bestehen günstige Voraussetzungen für ein starkes Wachstum der Branche in den nächsten Jahren.

Über Ambivation

Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.