Urban Mobility: Startup S O NAH löst Parkprobleme für Städte und Unternehmen

Endlich nicht mehr ewig nach einem Parkplatz suchen und den schnellsten Weg durch die Innenstadt finden! – Mit einer Machine Learning Sensor Plattform löst das Aachener Startup S O NAH zahlreiche Probleme rund um das Thema urbane Mobilität. Die Sensoren lassen sich unkompliziert und schnell an Ampeln, Straßenlampen und Gebäuden anbringen und liefern in Echtzeit alle Daten, die nötig sind, um freie Parkplätze zu identifizieren und damit den Verkehrsfluss besser zu lenken. Zukünftig können weitere datenschutzkonforme Computer Vision Algorithmen auf dem S O NAH  AI  VisionsensorRed implementiert werden, um z.B. Ampelrückstau zu detektieren oder den Verschmutzungsgrad von Straßenzügen an die Stadtreinigung weiterzugeben.

Wir haben uns mit Mitgründer und COO Thomas Grimm über die neue Technologie und aktuelle Kooperationsprojekte unterhalten.

Thomas Grimm (l.) und seine Mitgründer von S O NAH

Thomas, eine Frage gleich vorweg: Beim Thema Kameras im öffentlichen Raum werden Datenschützer schnell hellhörig. Warum funktioniert euer System trotzdem?

Wir haben Kameras verbaut und direkt dahinter einen Computer. Das bedeutet, wir schicken keine Fotos irgendwohin, sondern die Bilder werden live in Informationen zum Status quo des Stellplatzes – also belegt oder frei – verarbeitet, die das System dann 24/7 mit GPS-Position und Uhrzeit an unser Backend sendet. Ähnlich wie ein kleines Telegramm. Personenbezogene Daten werden nicht generiert. Wir sind also DSGVO-konform und können unsere Sensoren deshalb überall aufbauen.

Wer profitiert von eurem System?

Wir kooperieren mit Unternehmen, aber auch Städten und halböffentlichen Organisationen wie Stadtwerken. Aktuell sind wir in Deutschland, Holland, Österreich und Italien mit dem System aktiv. Weitere Länder kommen hinzu.

Im B2B-Bereich bieten wir Parkraum-Management-End-to-End-Services an. Vor allem aber positionieren wir uns als Sensorhersteller, der anderen Dienstleistern ermöglicht, AI Technologien in ihr Serviceportfolio aufzunehmen und ihr Wertversprechen am Markt zu verbessern.

Städte sollten lebenswerte Orte sein. Tatsächlich haben wir Luftverschmutzungsprobleme, Mobilitätsprobleme und oftmals auch viel zu viele Menschen auf zu engem Raum. Wir möchten durch die Digitalisierung von urbanem Raum helfen, das Parksuchfeldproblem zu lösen. Das heißt, auch für Städte digitalisieren wir Parkräume und helfen so z.B. bis zu 30 Prozent des innerstädtischen Verkehrs zu reduzieren und sogar noch Mehreinnahmen durch datengetriebene Business Cases zu generieren.

Bleiben wir zunächst bei den Unternehmen. Kannst du an einem praktischen Beispiel greifbar machen, welche Vorteile euer System Firmen bietet?

Gern! Nehmen wir das Beispiel eines großen Autoherstellers. Diese haben bis zu 45.000 Mitarbeiter an einem Standort. Einen Parkplatz zu finden, kann dementsprechend aufwändig und stressig sein. Für die Firmen stellt sich dann mitunter die Frage: Bauen wir noch ein zusätzliches Parkhaus, weil die Leute die letzten schlecht einsehbaren 100 freien Stellplätze in den Ecken nicht finden, oder bauen wir lieber ein Bürogebäude, das in der Wertschöpfungskette für den Kunden viel attraktiver ist.

Mit unseren Sensoren identifizieren wir freie Parkplätze, egal ob sie markiert oder nicht markiert sind. Die Information kann jeder Mitarbeiter live über unsere App abrufen. Falls die Datenanalyse zeigt, dass ein signifikanter Anteil von Parkplätzen gar nicht genutzt wird, können diese bei Bedarf sogar an Dritte weitervermietet werden.

Und welche Vorteile bietet ihr für die Städte?

Das Besondere bei S O NAH ist, dass wir mit einem Sensor viele Probleme beheben. Unser System zeigt nicht nur die freien Parkplätze an, sondern eignet sich auch zur Verkehrsflussmessung und liefert unseren kommunalen Partnern eine solide Datenbasis für Entscheidungen rund um die Gestaltung urbaner Mobilität.

Unsere Sensoren geben Antworten zu Fragen wie: „Wie hoch ist der Parkdruck in einer bestimmten Staße?“, „Wie lang ist dort die durchschnittliche Verweildauer von PKWs?“ und „Geht der Parkdruck mit Pendeln einher oder entsteht er durch Anwohner?“ So kann man datengetrieben entscheiden, ob neue Anwohnerparkzonen nötig sind oder Anreize geschaffen werden müssen, damit die PKW Besitzer ins Parkhaus fahren.

Wir sind mit S O NAH bereits in zahlreichen deutschen Städten vertreten, darunter Aachen, Düsseldorf, Ludwigsburg, München und Berlin. Unsere Kooperationspartner können unsere Standardfunktionen zur Parkplatz- und Verkehrsflussdigitalisierung nutzen oder weitere Services in Anspruch nehmen, z.B. um Schlaglöcher und Straßenverschmutzung zu detektieren. Wir sind zudem offen für externe Entwickler, die für uns Computervision-Algorithmen schreiben, die auf unserer Plattform implementiert werden können. Es gibt viele Firmen, die sich im Kontext von Machine Learning und künstlicher Intelligenz darauf spezialisieren. Dadurch werden wir in Zukunft noch weitere Analyse-Services anbieten können, ohne die Hardware anpassen zu müssen. – Quasi „over the air“.

Inzwischen werdet ihr sogar einbezogen, bevor neue Quartiere entstehen. Kannst du uns noch ein wenig von eurer Kooperation mit der internationalen Bau- und Immobilienberatung Drees & Sommer berichten?

Die Baubranche ist im Umbruch und damit ein interessanter Case für uns. Es werden ganze Quartiere entwickelt, bei denen eine neue Art von Mobilität integriert werden soll – als Teil des Gebäudemanagements. Wir sind durch ein Event der Smart Commercial Buildings GmbH in Kontakt mit Drees & Sommer gekommen. In mehreren Meetings haben wir dann geschaut, wie wir mit S O NAH im Baugewerbe einen Mehrwert schaffen können, z.B. indem wir die Digitalisierung von Parkräumen bereits im Planungsprozess integrieren. Durch Digitalisierung muss ich z.B. nicht 200 Parkplätze zur Verfügung stellen, sondern nur 180. So kann ich Geld für andere Dinge sparen.

Wie ist eure Kooperation weiter verlaufen?

Wir haben verschiedene Pilotprojekte getestet, uns gegenseitig Feedback gegeben und den Kunden von Drees & Sommer auf Messen mit Liveaufbauten gezeigt, wie das System funktioniert. Ein tolles Beispiel der Zusammenarbeit war die Digitalisierung von Stellplätzen vom Bürogebäude-Dach (zerstörungsfrei angebracht) des Clusters „Smart Logitstics“.

Gemeinsam mit anderen Partnern aus der Industrie und Wissenschaft starten wir jetzt ein 4-jähriges Forschungsprojekt gemeinsam mit dem fir an der RWTH Aachen.  In diesem Forschungsprojekt geht es darum, gemeinsam im Ökosystem neue Technologien und Services für das Themenfeld „Park & Charge“ zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. In Zukunft gehen wir davon aus, dass Ladestationen als Mobilitäts- und Servicepunkte genutzt werden. Dieses Konzept soll über das einer „E-Tankestelle“ weit hinausgehen. Für uns als junges Unternehmen ist das ein langfristiges und zukunftsorientiertes Commitment.

Was ist eure Vision?

Der PKW ist immer noch die erste Wahl, was die Mobilität betrifft. Wenn die Speckgürtel digitalisiert sind und der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel bequem geworden ist, können unsere Innenstädte eines Tages autofrei sein.

Kontakt

Webseite: sonah.tech

LinkedIn: Thomas Grimm

Weitere spannende Beispiele aus dem Bereich IoT finden sie bei iotusecase.com, dem Industrial IoT-Podcast von Madeleine Mickeleit über Fallbeispiele, Innovationen und Kooperationen aus dem Internet der Dinge. An diesem Projekt ist Ambivation beteiligt, und unterstützt durch Mentoring.

Über Ambivation

Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.