Innovation durch Kooperation – Perspektiven etablierter Unternehmen und Startups auf Kooperationsformen

Die zunehmende Popularität von Innovationsprogrammen und Kooperationen zwischen Startups und Automobilherstellern und -zulieferern oder Unternehmen aus dem Mobilitätsbereich lassen die Frage aufkommen, welche unterschiedlichen Kooperationsformen es zwischen Corporates und Startups gibt und wie diese von ihnen bewertet werden. Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Universität Hohenheim wurden Corporates aus der Automobil- und Mobilitätsbranche sowie deutsche Startups, welche sich mit Themen wie Autonomem Fahren, Smart Parking oder Car Sharing befassen, befragt. Als Grundlage dienten verschiedene Formen wie bspw. Mentoring, gemeinsame Innovationsprojekte oder Venture Capital Fonds, welche von den Startups und Corporates hinsichtlich des Aufwandes und Nutzenpotentials beurteilt wurden.

Den geringsten Aufwand sehen Startups in einem Erfahrungs- und Ergebnisaustausch. Grund hierfür kann sein, dass der unverbindliche Austausch keine speziellen Vorbereitungen benötigt und somit mit geringen Transaktionskosten verbunden ist. Das höchste Nutzenpotential weisen gemeinsame Entwicklungsprojekte auf, da in diesen Projekten die zuvor gewonnen Kenntnisse in konkrete neue Produkte oder Prozesse umgesetzt und kommerziell angewendet werden können. Da Produkttests durch Experten eines Corporates aus Sicht der Startups bei gleichem Aufwand ein höheres Nutzenpotential aufweisen als gemeinsame Trainings zwischen Startups und Corporates, scheint das Ergebnis aus den Produkttests für Startups eine höhere Relevanz zu haben. Das Feedback hinsichtlich neuer Produkte ist nutzenstiftender und gleich aufwändig wie gemeinsam durchgeführte Seminare.

Corporates sehen in der Durchführung von Schulungen für Startups das geringste Nutzenpotential. Möglicherweise ist die einseitige Wissensvermittlung vom Corporate in Richtung des Startups ausschlaggebend. Joint Ventures wiederrum werden mit dem höchsten Aufwand verbunden. Das Corporate muss neben der Übernahme von Risiken auch vielfältige Ressourcen einbringen und empfindet daher einen hohen Aufwand. Im direkten Vergleich von Corporate Venture Capital (CVC) und Venture Capital Fonds (VCF) ist für Corporates die Investition in VCF mit einem geringeren Nutzenpotential und Aufwand verbunden. Der höhere Nutzen bei CVC kann damit zusammenhängen, dass nicht nur auf finanzieller Ebene profitiert wird, sondern auch strategisch wichtige Einblicke z. B. in die Technologien des Startups erlangt werden. Bei VCF beziehen sich die Vorteile rein auf finanzielle Aspekte. Hinsichtlich des Aufwandes übernimmt bei VCF der Fondsmanager die Abwicklung mit Startups, wohingegen bei CVC das Corporate selbst in Kontakt mit dem Startup steht und z. B. bei der Entwicklung von Technologien unterstützt.

Ausgehend von den Ergebnissen lassen sich Handlungsempfehlungen an beide Parteien aussprechen. Generell sind Kooperationsformen zu empfehlen, bei welchen das Nutzenpotential höher als der Aufwand ist. Diese Formen befinden sich in beiden Grafiken oberhalb der Diagonalen. In speziellen Fällen können auch Formen unterhalb der Diagonalen sinnvoll sein.

Für Startups, die bislang noch keine Erfahrungen mit Kooperationen haben, sind Formen mit einem relativ geringen Aufwand sinnvoll. Daher wird empfohlen, anfangs Kooperationen einzugehen, die sich im ersten Drittel der Grafik befinden. Hat ein Startup schon erste Erfahrungen gesammelt und gelernt mit Corporates zusammenzuarbeiten, können Formen mit einem höheren Aufwand erfolgreich umgesetzt werden. So sollten diese Startups z. B. an einem Inkubatoren- oder Akzeleratoren-Programm teilnehmen oder Produkttests von Corporates durchführen lassen.

Auch für Corporates werden Kooperationsformen unterhalb der Diagonalen kritisch gesehen, da hier ein höherer Aufwand als Nutzen angegeben wurde. Dennoch sollten z. B. Inkubatoren-Programme nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Der Aufwand kann zunächst sehr hoch sein, da das Programm erst geplant und etabliert werden muss. Auf lange Sicht können sie durch den intensiven und langfristig orientierten Kontakt mit Startups vielversprechend sein. Auch für Corporates, die noch keine praktischen Erfahrungen sammeln konnten, werden zunächst Formen mit wenig Aufwand wie ein Erfahrungs- und Ergebnisaustausch oder gemeinsamer Messebesuch empfohlen. Erfahrene Corporate können auch Formen mit etwas höherem Aufwand wie z. B. gemeinsame Innovationsprojekte eingehen.

Beurteilungen von Aufwand und Nutzenpotential durch Startups inklusive Handlungsempfehlungen

Beurteilungen von Aufwand und Nutzenpotential durch Corporates inklusive Handlungsempfehlungen

Über Carolin Nill


Carolin Nill hat zum Abschluss des Studiums in Management an der Universität Hohenheim eine Masterarbeit über die Perspektiven etablierter Unternehmen und Startups auf gemeinsame Innovationskooperationsformen geschrieben. Inhaltliche Schwerpunkte während des Studiums bildeten die Bereiche Entrepreneurship, Human Resource Management und Marketing. Berufliche Erfahrungen sammelte sie bei Endress+Hauser Conducta und Ernst & Young. Seit dem Abschluss ihres Studiums ist sie als Personalreferentin bei der itdesign GmbH in Tübingen tätig. Ambivation hat die Masterarbeit unterstützt und freut sich über die spannenden Forschungsergebnisse.

Über Ambivation

Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.